Der 31-jährige Verdächtige wurde als nicht zurechnungsfähig eingestuft.
Ein 31-Jähriger ist am Donnerstag vor einem Geschworenengericht in Leoben gestanden, weil er im April vergangenen Jahres in einer Pizzeria den Besitzer niedergestochen und schwer verletzt haben soll. Weil er vom psychiatrischen Sachverständigen als nicht zurechnungsfähig eingestuft wurde, wurde vom Staatsanwalt eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.
Mit Küchenmesser zugestochen
Der Betroffene ist zwar unbescholten, fiel aber schon mehrmals durch aggressives Verhalten auf. Am 5. April 2016 stand er in einer Pizzeria in Kapfenberg herum und zwar ohne etwas zu konsumieren, bis ihn der Besitzer aufforderte, den Eingangsbereich freizumachen. Daraufhin soll der 31-Jährige dem Wirt gedroht haben "Ich bring dich um." Als sich der Gastronom umdrehte und weggehen wollte, soll der Angreifer ein Küchenmesser - er hatte es mitgebracht - gezückt und zugestochen haben. Zwei wuchtige Stiche verletzten den Wirt schwer. Das Messer durchtrennte sogar eine Rippe, außerdem wurde eine Schlagader verletzt. Das Opfer konnte den Mann noch festhalten, bis er von anderen überwältigt wurde.
Messer zufällig in Hosentasche
Zur Verhandlung wurde er unter strenger Bewachung gebracht. Er legte aber keinen Wert darauf, seine Version der Geschichte zu schildern. "Ich möchte überhaupt nichts mehr sagen", meinte er. Bei der Polizei hatte er angegeben, er habe das Messer nur mitgehabt, weil es zufällig noch in der Hosentasche gewesen sei, außerdem sei er betrunken gewesen. "Ich musste mich wehren", gab er außerdem bei seiner ersten Befragung an.
Der psychiatrische Sachverständige Manfred Walzl diagnostizierte bei dem 31-Jährigen eine schizo-affektive Störung, außerdem leide der Betroffene an Wahnvorstellungen und höre Stimmen. Die Verhandlung wurde für zwei Tage anberaumt.
Opfer: "Ich habe nur etwas Warmes gespürt"
Unter den Zeugen beim Prozess gegen einen 31-Jährigen, der einen Pizzeria-Wirt mit einem Messer schwer verletzt haben soll, war auch das Opfer. Der Mann gab an, er habe die Messerstiche gar nicht sofort bemerkt, er habe nur "etwas Warmes auf der linken Seite" gespürt. Dort rann nämlich das Blut aus einer Schlagader den Oberkörper hinunter, was dem Verletzten erst durch Hinschauen bewusst wurde.
Der 45-jährige Chef der Pizzeria erklärte, er habe vor der Tat nie Probleme mit dem Betroffenen gehabt. Das hing aber auch damit zusammen, dass der mutmaßliche Täter nur von den Angestellten bedient worden war. Der Wirt griff nur ein, weil der 31-Jährige im Eingangsbereich des Lokals stand, ohne etwas zu konsumieren. Da jeden Moment Schüler, die immer hier zu Mittag essen, erwartet wurden, sollte der Mann den Weg freimachen. "Alle Kinder in Kapfenberg haben Angst vor ihm", rechtfertigte das Opfer seine Versuche, den ungebetenen Gast hinauszuwerfen.
Dass der als nicht zurechnungsfähig eingestufte Mann immer wieder durch sein rüdes Verhalten aufgefallen war, bestätigten mehrere Zeugen. Einer erklärte, er sei nur mit einem Regenschirm bewaffnet ins Stiegenhaus, wo der Betroffene stand, gegangen: "Ich hab' gewusst, dass er immer ein Messer dabei hat." Eine ehemalige Köchin der Pizzeria sagte aus, der Mann sei immer "auffällig und aggressiv" gewesen. Für den Nachmittag wurden noch weitere Zeugen sowie erste Gutachten der Sachverständigen erwartet, ein Urteil war für morgen, Freitag, geplant.