Offenbar in einer Notwehrsituation erschossen Polizisten einen randalierenden Mieter.
Zu dem blutigen Showdown auf Stiege 25 einer großen Wohnhausanlage in der Brüßlgasse in Ottakring kam es Sonntag in den frühen Morgenstunden. Bis zu vier Anrufer alarmierten den Notruf, dass in einer Wohnung im dritten Stock laute Schreie und Schläge zu hören seien. Vier Polizisten des Postens Maroltingergasse sind wenige Minuten später vor Ort. Bereits im Erdgeschoß nahmen auch sie nach eigenen Angaben lautes Gebrüll war. Ein Bewohner warnt die Cops noch (siehe Interview unten).
Nachbarn hörten vier Schüsse – eine Kugel traf
Laut Polizeisprecher Patrick Maierhofer näherten sich die Beamten vorsichtig in Richtung der Quelle der Schreie, als ihnen plötzlich aus einer geöffneten Wohnungstüre ein Mann, der zwei Messer drohend in den Händen hielt, entgegenkam: „Sie forderten ihn mehrmals laut auf, die Waffen wegzulegen und stehen zu bleiben.“ Ismail S. soll nicht darauf reagiert haben. Da kam es zur Schussabgabe, nach der der 37-jährige Post-Chauffeur im Stiegenhaus tot zusammenbrach.
Während die Polizei sich noch darüber bedeckt hält, wer gefeuert hat und wie viele Schüsse gefallen sind, sprechen mehrere Anrainer unisono von vier Schüssen. Gemunkelt wird, dass die tödliche Kugel den Kopf des gebürtigen Türken, der über die österreichische Staatsbürgerschaft verfügte, traf. Die anderen Projektile sollen bei Eintreffen der Ermittler und der Krisenintervention noch in der Wand gesteckt sein.
Ehefrau geschockt und unverletzt in Wohnung
Ein Polizist wurde im Zuge des Einsatzes am Oberschenkel durch einen Messerstich verletzt und wird derzeit im Krankenhaus behandelt. Die 30-jährige Ehefrau Olga S., die sich unverletzt in der gemeinsamen Wohnung befand, wurde zur Einvernahme mitgenommen. Vielleicht kann sie dazu beitragen, herauszufinden, warum Ismail S. getobt, angeblich religiöse Parolen gerufen, die halbe Wohnungseinrichtung zerschlagen und zu den Küchenmessern gegriffen hat. Und warum er damit auf die Polizei losging. (kor, lae)
Zeuge: "Ich hörte ihn 'Allahu akbar' schreien"
Alfred H. erlebte den Horror mit. Im ÖSTERREICH-Interview erzählt er von den Erlebnissen.
ÖSTERREICH: Sie wurden durch Schreie in der Früh geweckt. Was ist in Ihrem Haus vorgefallen?
Alfred H.: Mein Nachbar schrie mehrmals „Allahu akbar“. Da bekam ich ein ungutes Gefühl. Zu dem Zeitpunkt hatte schon jemand die Polizei gerufen. Als ich die Beamten entlang der Mauer gehen sah, rief ich ihnen zu, vorsichtig zu sein – sie trugen nicht einmal Schutzwesten.
ÖSTERREICH: Was haben Sie danach gehört?
Alfred H.: Er dürfte schon am Gang gestanden sein, oder die Türe war geöffnet, weil ich nicht hörte, dass sich die Polizei durch ein „Türe öffnen!“ oder Klopfen ankündigte. Danach dürfte er sich auf die Beamten gestürzt haben, es fielen vier Schüsse. Anschließend war es unheimlich ruhig.
ÖSTERREICH: Haben Sie dann nachgesehen?
Alfred H.: Ja, dem verletzten Beamten gab ich Handtücher und Wasser. Um 6.40 Uhr war alles vorbei.
ÖSTERREICH: Wie beschreiben Sie Ihren Nachbarn?
Alfred H.: Er war mir bis dahin nie negativ aufgefallen. Wir grüßten einander. Er war immer freundlich.
(lae)
© APA/ Oczeret
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