Der flüchtige Denis ist bereits in seinem sechsten Versteck in sechs Tagen.
ÖSTERREICH: Denis, wir befinden uns in irgendeiner Wohnung
irgendwo in Österreich. Das wievielte Versteck ist es seit Ihrer Flucht vor
einer Woche?
Denis Zeqaj: Das ist mein sechstes Versteck. Nach
unserem Gespräch bin ich aber schon wieder woanders.
ÖSTERREICH:
Die Polizei sucht Sie, die Behörde ebenfalls. Es gibt einen Abschiebebefehl
für Sie und Ihre Familie. Auch Ihre Mutter ist mit Ihrem kleinen Bruder
untergetaucht. Hatten Sie schon Kontakt?
Denis: Nein, und das
wäre jetzt auch zu gefährlich. Ich weiß, dass die Polizei überall sucht,
deshalb müssen wir aufpassen.
ÖSTERREICH: Wie lange
glauben Sie, Ihre Flucht noch fortsetzen zu können?
Denis:
Ich habe einen Plan für die nächsten Tage. Es wird schon gehen. Ich zeige
mich ja nicht auf der Straße, und wenn ich in das nächste Auto zur nächsten
Zuflucht steige, dann immer mit Mütze.
ÖSTERREICH: Aber
ÖSTERREICH darf Sie fotografieren. Haben Sie nicht Angst, deshalb leichter
entdeckt zu werden?
Denis: Nein, denn wissen Sie, ich habe
derzeit nichts mehr zu verlieren. Die Polizei will mich in den Kosovo
schicken. Dort habe ich nichts und meine Familie auch nicht. Die Polizei
will mein Leben in Österreich abschieben. Aber das können sie doch nicht
machen. Und vielleicht, wenn Menschen sehen, dass ich ganz normal bin,
vielleicht wird uns dann geholfen.
ÖSTERREICH: Sie wissen,
dass der Abschiebebefehl deshalb erteilt wurde, weil Ihr Vater straffällig
wurde. Was genau hat er getan?
Denis: Ich weiß es nicht,
irgendetwas mit einer Rauferei oder einem Betrug. Als uns diese vielen
Polizisten letzten Montag geholt haben, hab ich das nicht erfahren. Ich habe
nur mitbekommen, dass sie den Papa sofort gefesselt haben. Aber ich hatte so
einen Schock, dass ich mir nicht viel gemerkt habe. Wir durften ja nicht
einmal Zähne putzen, durften uns gar keine Jacke anziehen. Ich habe mir
gedacht, wir alle sind Schwerverbrecher bei diesen vielen Polizisten.
ÖSTERREICH:
Ausgerissen sind Sie am nächsten Tag. Was ist dann genau passiert?
Denis:
Ich war panisch und bin weg. Freunde haben einen Konvoi von Autos
gebildet. Ich bin oft von einem Auto ins andere umgestiegen, ich wusste
nicht, wie man richtig flüchtet, aber irgendwie habe ich es bis jetzt
geschafft.
ÖSTERREICH: Was machen Sie, wenn die Abschiebung
nicht aufgehoben wird und Sie in den Kosovo zurückgehen müssen?
Denis:
Ich weiß es nicht, ich kann es mir gar nicht vorstellen. Ich hoffe, dass es
nicht dazu kommt, denn wir wollen doch nur ein ganz normales Leben führen.
Wir sind doch keine Monster.