Zwei Beamte, die sich mit Pollern nicht auskennen, waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Anstatt zu strafen, fuhren sie einen Poller runter.
Das tägliche Chaos um die Poller ist seit Montag um eine Facette reicher: Diesmal sorgt nämlich der Arm des Gesetzes selbst für Aufregung.
"Poller-Schauen."
Montag, kurz vor 11 Uhr: Eine Streife
der Polizeiinspektion Lehen fuhr über das Michaelitor in die Stadt ein – nur
war das nicht mit dem Polizeikommando abgesprochen: "Sie wollten sich die
Poller aus der Nähe anschauen", erklärt Polizeijurist Franz Zauner im
Nachhinein den nicht gemeldeten Ausflug.
"Zweierlei Maß."
Um Punkt 11 Uhr fuhren dann die
Poller ordnungsgemäß hoch, dahinter stauten sich schon drei Touristenautos,
die nicht mehr hinauskonnten. Ein Augenzeuge schildert die Situation dem ORF
dann so: "Es waren drei Fahrzeuge, ein Italiener, zwei Deutsche. Die Polizei
hat das ganze beobachtet. Die Italienerin und einen Deutschen haben sie
rausgelassen. Das dritte Fahrzeug wurde angehalten und angezeigt. Also da
wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen."
Vermutlich hätte die Polizei auch den dritten Touristen noch rausfahren lassen, wäre nicht ein Reporter dazwischen gegangen und hätte die Polizisten auf das Fehlverhalten aufmerksam gemacht.
"Hineingestolpert."
"Die Kollegin dürfte die strengen
Anweisungen der Polizeidirektion nicht gelesen haben und dadurch ist das
passiert", bedauert Zauner. Nachsatz: "Die Beamten sind in die Amtshandlung
hineingestolpert und mussten sich entscheiden."
Von Amtsmissbrauch will der Jurist nichts wissen, auch Proteststürme erwartet er jetzt nicht. Viel mehr sollen jetzt alle Beamten in der vierseitigen Poller-Verordnung nachgeschult werden. Diese Aufgabe muss Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler persönlich übernehmen.