Vor Abschiebung
Polizei wird Misshandlung vorgeworfen
23.02.2010
Der Mann soll misshandelt und vergewaltigt worden sein.
Ein Gambier erhebt schwere Misshandlungsvorwürfe gegen die Wiener Polizei. Er soll nach Angaben des Migrantinnenvereins St. Marx in der Nacht vor einem Abschiebungsversuch misshandelt und vergewaltigt worden sein. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass eine Anzeige gegen unbekannte Täter vorliegt. Der Polizei ist der Fall bekannt, das Büro für besondere Ermittlungen (BBE) prüft. Nächste Woche soll der Mann, der in Österreich eine Lebensgefährtin und ein Kind hat, abgeschoben werden.
Kein Aufenthaltsverbot
Er sei ein unbescholtener Familienvater,
habe bei seiner Lebensgefährtin - gemeldet - gewohnt, es habe kein
Aufenthaltsverbot gegeben, wurde im Migrantinnenverein St. Marx
unterstrichen. Aber das Asylverfahren sei eingestellt und der Mann von der
Polizei abgeholt worden. Am 9. Februar sollte er in seine Heimat
zurückgebracht werden. Obwohl er am Hals und an der Brust unversorgte
Schnittwunden - von Selbstverletzungen - hatte, sei er ins Flugzeug gesetzt
worden, berichtete der Migrantinnenverein St. Marx.
In Brüssel seien aber einem Arzt die Wunden aufgefallen. Der Gambier wurde untersucht, medizinisch versorgt, für nicht abschiebungsfähig befunden und nach Wien zurückgeschickt. Im Wiener Polizeianhaltezentrum (PAZ) am Gürtel habe er seiner Lebensgefährtin erzählt, dass er in der Nacht vor dem Abschiebung von Polizisten vergewaltigt worden sei. Diese erstattete Anzeige.
Selbstverletzung dokumentiert
Polizeisprecher Mario Hejl
bestätigte, dass es am 9. Februar in Brüssel zu einem Abbruch der
Abschiebung gekommen sei. Danach habe der Mann behauptet, misshandelt worden
zu sein. Laut Hejl ist am 8. Februar im Wiener Polizeianhaltezentrum (PAZ)
am Hernalser Gürtel eine Selbstverletzung des Gambiers dokumentiert worden.
Die Blessuren seien leicht gewesen, die Haftfähigkeit des Mannes wurde
festgestellt. Am 14. Februar - nach der abgebrochenen Abschiebung wieder im
PAZ - erzählte er dem Polizeisprecher zufolge seiner Lebensgefährtin, dass
er in der Nacht auf den 9. Februar von Polizisten vergewaltigt worden sei.
Diese erstattete Anzeige. Hejl: "Über den genauen Ablauf konnte er keine
Angaben machen."
Man habe unverzüglich Anzeige an die Staatsanwaltschaft erstattet und das BBE mit den Ermittlungen beauftragt, so der Polizeisprecher. Das BBE prüfe nun die Misshandlungsvorwürfe.