Fotos von Kindern
Pornopfarrer zu 8 Monaten verurteilt
04.06.2010
Der niederösterreichische Pfarrer hat Bilder und Videos von Buben auf seinem Computer gespeichert und weitergegeben.
Wegen des Besitzes und der Weitergabe von elektronisch aufbereiteten kinderpornografischen Darstellungen ist ein Pfarrer aus dem Vikariat Unter dem Wienerwald am Freitag am Landesgericht Wiener Neustadt schuldig gesprochen und zu acht Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt worden. Verteidiger und Staatsanwalt gaben keine Erklärung ab, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.
Der all seiner Ämter enthobene Geistliche hatte sich vollinhaltlich schuldig bekannt und reumütig gezeigt. Mildernd waren das Geständnis und seine Unbescholtenheit, als erschwerend wertete Einzelrichterin Christine Gödl den langen Tatzeitraum von Oktober 2004 bis zum "Auffliegen" (über einen Internet-Chatpartner) im Februar 2010.
"Ich schäme mich"
"Ich schäme mich", sagte der
Angeklagte (49) zum Vorwurf von Staatsanwalt Erwin Blümel, sich seit Oktober
2004 zahlreiche pornografische Darstellungen aus dem Internet beschafft und
den Zugriff darauf im Chat-Verkehr gestattet zu haben. "Es war eine Sucht",
die er nun in einer freiwilligen psychotherapeutischen Behandlung
aufarbeite. Als "Sühneleistung" sei er überdies ein halbes Jahr lang
unentgeltlich in einem Krankenhaus tätig.
"Schlechtes Gewissen"
Dass er elektronisches Material
mit pornografischen Darstellungen Minderjähriger auch getauscht habe, sei
"unverzeihlich". Er sei "neugierig" gewesen und wollte sehen, wie die
Chat-Partner ausschauen, schilderte der Priester den Einstieg in das
Chat-Programm, nachdem er seit 2003 über einen Internetzugang verfügte.
Manchmal, bei Betrachtungen der Bilder, habe er ein "schlechtes Gewissen"
bekommen: "Ich dachte, um Gottes willen, was kommt da daher!" Aber
"bedauerlicherweise" habe er den Chat-Verkehr nicht eingestellt. Material
getauscht habe er aus Neugier, was er geschickt bekäme.
Die Erkenntnis, dass sich die Dateien nicht löschen ließen, sei ein "Schock" gewesen - ebenso wie die Hausdurchsuchung, bei der der PC beschlagnahmt wurde, meinte der Geistliche, der die ganze Zeit hindurch Pfarrer war - und auch Religionslehrer. Die Diskrepanz zwischen dem Unterricht vor Kindern und seinem verbotenen Tun am Computer erklärte er auf Frage der Richterin mit seinem Suchtverhalten, betonte aber, als Lehrer keinerlei Übergriffe gesetzt und auch sonst niemandes sexuelle Atmosphäre verletzt zu haben.
Kurze Verhandlung
Auf die geladenen Zeugen - einen Polizeibeamten
und einen Chat-Partner - wurde verzichtet, so dass bereits nach einer halben
Stunde Verhandlung die Schlussvorträge folgten. Der Staatsanwalt forderte
unter Hinweis auf das Ziel, den Angeklagten von weiteren Taten abzuhalten,
sowie auf die generalpräventive Wirkung eine schuldangemessene Bestrafung.
Am schwersten liege ihm am Herzen, dass er die Menschenwürde außer Acht gelassen habe, sagte der 49-Jährige in seinen Schlussworten. Seinem Ersuchen, eine "diversielle Maßnahme" zu verhängen, leistete die Richterin nicht Folge: Diversion sei nur bei weniger schwerer Schuld möglich. Die Strafdrohung für das Delikt nach Paragraf 207a (Pornografische Darstellungen Minderjähriger) beträgt bis zu zwei Jahre Haft.
Kein Ausschluss der Öffentlichkeit
Angesichts der zahlreich
verschiedenen Medienvertreter hatte der Verteidiger zu Verhandlungsbeginn
den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt: Es sei seinem Mandanten nicht
zuzumuten, vor Publikum über Details aus seiner Geschlechtssphäre zu
berichten. Das öffentliche Interesse sei höher zu bewerten, wies die
Richterin den Antrag ab.
Der Pfarrer war nach Verständigung durch die Justizbehörden seiner Ämter enthoben worden, teilte die Erzdiözese Wien im Februar mit. Die Sorge der Kirche gelte den Kindern, die Opfer sexuellen Missbrauchs werden, hieß es damals. Der Geistliche wurde von seinen Ämtern und Aufgaben als Pfarrer, stellvertretender Dechant und Wallfahrtsdirektor sowie als Religionslehrer unverzüglich dienstfrei gestellt.