Ludwig Koch, Nataschas Vater, über Mitwisser der Entführung. "Wenn die ganze Wahrheit ans Licht kommt, wird Österreich beben."
ÖSTERREICH: Die Adamovich-Kommission hat der Soko Natascha weitere
Ermittlungen „dringend empfohlen“, weil der Entführer Ihrer Tochter
vermutlich Mitwisser hatte. Überrascht Sie das?
Ludwig Koch:
Überhaupt nicht. Seit Nataschas Befreiung versuche ich Gehör zu finden für
meine Überzeugung, dass der Fall nicht restlos geklärt ist. Aber bisher habe
ich mir damit nur Feinde gemacht. Selbst meine Tochter ruft mich nicht
einmal mehr an.
Warum sollte sie was vertuschen wollen?
Vielleicht wird sie
erpresst; jedenfalls steht sie unter Druck. Natascha ist nicht mehr das
Mädchen, das mir mit zehn Jahren geraubt wurde. Ich möchte sie beschützen
und glaube: Erst wenn die ganze Wahrheit bekant ist, wird sie Ruhe finden
können.
Zurück zu den vermutlichen Mitwissern…
…die gibt
es garantiert. Bei melden sich ständig Leute, die Unglaubliches erzählen.
Geben Sie uns ein Beispiel?
Ein Arbeiter hat gehört, wie sich
Nataschas Entführer mit seinem Chef unterhalten hat. Es ging ums Heiraten,
und Priklopil hat lachend zu dem anderen Mann gesagt: „Ich muss damit noch
warten. Denn wie du weißt, ist meine dafür ja noch zu klein.“
Warum gehen Sie mit dieser Information nicht zur Polizei?
Da
war ich gerade. Die haben sich ja lange nicht für meine Infos interessiert.
Erst jetzt hat sich das zum Glück geändert.
Haben Sie weitere Mitwisser in Verdacht?
Ja – und ich glaube
auch, dass die Ermittlungen nach Nataschas Flucht von ganz oben gebremst
wurden. Es sind zu viele Zufälle passiert, um noch an Zufälle zu glauben.
Jetzt ermittelt die Polizei auch in Sexclubs und der Kinderporno-Szene.
Ich
weiß. Und ich weiß auch, dass ein Anwalt gesagt hat: Wenn die ganze Wahrheit
ans Licht kommt, wird Österreich beben.