Neueste Polizei-Daten belegen: Österreich wird immer gefährlicher. Besonders bei Mordfällen, Raub und Einbrüchen steigen die Zahlen stark an.
Schüsse bei einem Überfall auf einen Juwelier in Wien, eine ausgeforschte jugendliche Diebesbande im Burgenland, ein verhafteter Serien-Autodieb: Nur ein Auszug aus den Meldungen über Straftaten, die alleine von gestern bekannt wurden.
Pro Minute eine Anzeige
Jetzt bestätigen auch offizielle Zahlen,
was viele Österreicher längst ahnten: Die Kriminalität hierzulande
explodiert weiter. Wie aus den aktuellen Statistiken des Bundeskriminalamtes
hervorgeht, gab es in den ersten vier Monaten heuer insgesamt 195.849
angezeigte Straftaten.
Das bedeutet: Pro Minute wird in Österreich im Schnitt eine Straftat angezeigt. Das sind um fast 11.000 Fälle oder 5,9 Prozent mehr Anzeigen als noch vor einem Jahr.
Besonders stark ist die Bundeshauptstadt Wien betroffen: Hier wurden um 14,5 Prozent mehr Straftaten gemeldet als noch vor einem Jahr.
Betrug
Allerdings: Laut Polizei ist der Hauptgrund für den
Anstieg mit einem einzigen Fall von Internet-Betrug verbunden. In Wien wurde
ein Fall geklärt, der sich mit mehr als 6.000 Fällen in der Statistik
niederschlug. "Das ist natürlich schon ein großer Brocken“, heißt es dazu
vom Bundeskriminalamt.
Ebenfalls maßgeblich an den 11.000 zusätzlichen Straftaten beteiligt ist etwa der Diebstahl von Geldbörsen. Bisher wurden heuer 1.531 Fälle von Geldbörserl-Diebstahl angezeigt.
Brutale Morde
Besonders beunruhigend ist allerdings vor allem
die Entwicklung bei schweren Delikten. Bereits 44 Morde wurden von Jänner
bis April gezählt - das sind um unglaubliche 51 Prozent mehr als noch vor
einem Jahr (siehe Story rechts). In trauriger Erinnerung ist etwa noch der
Fall der Russin Julia R., die Anfang März in Wien-Hernals auf brutale Weise
mit einem Küchenmesser auf offener Straße regelrecht hingerichtet wurde. Sie
wurde Opfer eines skrupellosen Raubmordes.
Und in Linz spricht man noch immer über den grausamen „Ehrenmord“, bei dem vor wenigen Tagen ein Türke einen Landsmann mit 20 Stichen getötet hatte.
Schwerer Raub nimmt zu
Fakt ist: Immer mehr Menschen werden in
Österreich zu Opfern von Raubüberfällen mit Schusswaffen. 482-mal gab es
deshalb bis Ende April eine Anzeige - das sind um knapp sechs Prozent mehr
als 2008. Beim „leichten Raub“ ohne Waffen gibt es einen ganz leichten
Rückgang von 1,5 Prozent.
Mega-Anstieg bei Einbrüchen in Wien
Dramatisch ist die
Situation bei Einbrüchen in Wohnungen und Häuser: Hier explodiert die Zahl
der Fäller geradezu. Um 37 Prozent mehr Anzeigen wegen Einbrüchen in
Einfamilienhäuser lassen die Alarmglocken schrillen.
Krassestes Beispiel: In Wien stieg die Zahl der Einbrüche in Einfamilienhäuser heuer um 65 Prozent – insgesamt wurde in den ersten vier Monaten fast 400-mal in Häuser in Wien eingebrochen.
Laut Polizei ist ein Grund für den starken Anstieg, dass derzeit besonders viele Banden unterwegs seien. Zudem gebe es in der "dunklen Jahreszeit“ - also den ersten vier Monaten des Jahres - traditionell mehr Einbrüche als in den Sommermonaten.
Weniger Jugendstraftaten
Erfreulich ist allerdings der Trend zu
weniger Jugend- und Kinderkriminalität, mit der man kürzlich noch große
Probleme hatte. In der Altersgruppe der zehn- bis 14-jährigen ist der
Rückgang an Anzeigen besonders stark: minus 19,3 Prozent. Auch bei 14- bis
18-Jährigen wurden um 11 Prozent weniger Straftaten begangen, nämlich 10.296.
Banküberfälle nehmen ab
Und auch bei den
Banküberfällen gibt es seit Langem wieder einmal gute Neuigkeiten. Bisher
wurden heuer laut Bundeskriminalamt 27 Überfälle auf Geldinstitute gezählt,
im Vorjahr waren es im selben Zeitraum bereits 52 – ein Rückgang um fast 50
Prozent.
Zahl brutaler Morde steigt dramatisch an 44 Menschen wurden in Österreich heuer in den ersten vier Monaten ermordet. Zum Vergleich: Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden 29 Menschen getötet. Das ist ein Anstieg bei Morden um mehr als 51 Prozent. Besonders die Fälle von Morden in Beziehungen sind stark angestiegen. „Im Vorjahr waren es zehn Fälle, heuer sind es bereits 18“, erklärt Armin Halm vom Bundeskriminalamt. Das heißt: Ein Anstieg von 80 Prozent bei Taten in der Familie.
Mehr kriminelle Morde
Bandenkriminalität und Krise
Keine Besserung
|