Den ersten Plagiatsverdacht bei einem österreichischen Universitätsprofessor meldet nun der Salzburger Medienwissenschaftler Stefan Weber.
Ein an der Universität Salzburg lehrender Professor für Kirchengeschichte soll mindestens 50 Seiten eines Buchs über Salzburger Bischöfe, das im vergangenen Jahr erschienen ist, nahezu wortwörtlich aus einem Lexikon aus dem Jahr 1983 abgeschrieben haben, so Weber am Mittwoch.
Stefan Weber, der mittlerweile fast 20 Plagiatsfälle aufgedeckt hat, erhielt vor einigen Tagen einen anonymen Brief mit zwei Vergleichskapiteln. Seine Überprüfung von Originalwerk und Buch des Universitätsprofessors ergab, dass die Biografien von mindestens 14 Bischöfen weitestgehend wortwörtlich übernommen wurden. "Freilich durchgängig, ohne die Übernahmen als direkte Zitate zu kennzeichnen", sagte der als "Plagiatsjäger" bekannte Medienwissenschaftler.
50 Seiten aus Lexikon abgeschrieben
"Auch Schriftenverzeichnisse und Literaturlisten wurden bei mehreren Einträgen wortwörtlich aus dem Lexikon abgetippt. Da nicht nur biografische Fakten wortidentisch auftauchen, sondern auch Interpretationen und Wertungen der Erstautoren, erfüllt die Übernahme eindeutig den Tatbestand des Plagiats", so Weber. Das Buch bestehe fast ausschließlich aus einer Aneinanderreihung von Biografien von Bischöfen. "50 Seiten Übernahmen konnten bisher nachgewiesen werden."
Alle Originaltexte aus 1983 tragen andere Verfassernamen. Bei zwölf der bisher 14 nachgewiesenen Übernahmen von Bischofsbiografien ist der Erstautor der Einträge der Salzburger Historiker Hans Spatzenegger. Weber kritisiert auch den Verlag: "Es ist bereits der dritte mir bekannte Plagiatsfall in dem betroffenen Wissenschaftsverlag, in dem auch eine des Plagiats verdächtige Salzburger Diplomarbeit publiziert wurde. Ich denke, auch dieser sollte sich - neben der Universität Salzburg - Gedanken über die Qualitätssicherung machen."