Prozess-Beginn in Ried

Oma-Mord: Opa leugnet, Enkel geständig

26.08.2013

Prozess unter großem Interesse gestartet. Urteil für 6. September erwartet.

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Der Geschworenenprozess gegen einen 72-jährigen Oberösterreicher und seinen 19-jähriger Enkel, den er zum Mord an seiner Großmutter angestiftet haben soll, hat am Montag im Landesgericht Ried im Innkreis unter großem Interesse begonnen. Dutzende Kiebitze und Medienvertreter drängten in den Verhandlungssaal. Insgesamt 51 Zeugen und zwei Sachverständigen sollen befragt werden, ein Urteil wird für 6. September erwartet.

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Ahängigkeitsverhältnis des 18-Jährigen als Motiv
Der Staatsanwalt stellte in seinem Anklagevortrag zu Beginn der Verhandlung den Großvater als Anstifter und den Enkel als Ausführenden des Mordes dar. Der Verteidiger des geständigen 19-Jährigen nannte in der Anklagebeantwortung als Motiv für die Tat das Abhängigkeitsverhältnis zu seinem 72-jährigen Opa. Dessen Anwälte erklärten, ihr Mandant habe mit dem Mord nichts zu tun.

Enkel schlich mit Axt in Keller
Der Staatsanwalt schilderte als Tathergang: Der junge Mann fuhr mit dem Moped zum Haus seiner Großeltern. Er verfügte über einen Schlüssel. Damit konnte er sich in den Keller schleichen. Dort nahm er eine Axt und ging damit in das Wohnzimmer, wo die 69-jährige vor dem Fernsehen saß. Der Angeklagte gab in den polizeilichen Vernehmungen folgenden Dialog wieder: Sie fragte: "Was ist?" Er: "Das kann ich dir nicht sagen." Sie: "Der Opa leicht?" Dann schlug er mit der stumpfen Seite der Axt zu.

Die Frau rettete sich laut Anklage in das Badezimmer und versorgte dort ihre Kopfwunde. Als sie zurückkehrte habe der Enkel kein Zurück mehr gesehen, wild mit der Hacke auf sie eingeschlagen und ihr dabei den Kopf zertrümmert. Trotzdem habe er ihr auch noch mit einem Messer fünfmal in die Brust gestochen, "damit sei nicht unnötig leiden muss", argumentierte er vor den Ermittlern. Danach habe er die gläserne Verandatür von außen eingeschlagen, sei mit dem Moped davongefahren, habe die Tatwaffe im Pram-Fluss versenkt und fast seine gesamte Kleidung in einen Container geworfen. Später sei er zum Maturatreffen des Großvaters gefahren und habe ihm zugenickt. Dieser fuhr nach der Feier heim und meldete den Mord.

"Die Oma muss weg"
Mit den Worten "Die Oma muss weg" habe ihn sein Opa mehrmals zum Mord an der 68-Jährigen angestiftet, hatte der geständige Bursch in den Einvernahmen erklärt. Der Teenager - er war zum Tatzeitpunkt Ende Oktober des Vorjahres 18 Jahre alt - soll sie in Taufkirchen (Bezirk Schärding) mit Axt-Schlägen und Messerstichen getötet haben. Anschließend habe er laut Polizei und Staatsanwaltschaft falsche Spuren gelegt und so einen Einbruch und damit einen Raubmord vorgetäuscht. Um ein Alibi zu haben, soll der 72-Jährige die Bluttat für einen Abend angeordnet haben, an dem er eine Maturafeier besuchte. Der Mann bestritt bis zuletzt die Anstiftung.

Großes Interesse an Prozess
Der Raum war bis auf den letzten Platz besetzt, als ihn die beiden Beschuldigten, begleitet von knapp zehn Justizwachebeamten, kurz vor 8.30 Uhr betraten. Mit gesenktem Blick ließen sie das minutenlange Blitzlichtgewitter über sich ergehen. Vor der Richterin sprach der jüngere Angeklagte leise, er wirkte genauso wie sein Großvater gefasst.

Enkel drohen bis zu 20 Jahre Haft
Der Enkel, der wie der ältere Angeklagte bisher unbescholten ist, gilt strafrechtlich als "junger Erwachsener". Damit besteht für ihn im Fall einer Verurteilung ein gemilderter Strafrahmen von fünf bis 20 Jahren Haft. Dem Mitbeschuldigten drohen zehn bis 20 Jahre oder sogar lebenslange Haft, wenn er des Beitrags zum Mord schuldig gesprochen wird.

Großvater verstrickte sich mehrmals in Widersprüche
Der ebenfalls angeklagte Großvater lieferte vor Gericht eine völlig andere Version als der 19-Jährige. Seine Schilderungen wichen ebenfalls immer wieder von jenen in früheren Einvernahmen ab, und auch er verstrickte sich mehrmals in Widersprüche. "Ich war wie vor den Kopf gestoßen", kommentierte der 72-Jährige das Gewaltverbrechen. Er bekannte sich nicht schuldig und wollte von einer Anstiftung nichts wissen. Über seinen Enkel sagte er: "Ich habe mich in ihm einfach getäuscht."

Er sei nach Hause gekommen, habe an einen Einbruch geglaubt, erinnerte sich der Beschuldigte an die Nacht zum 27. Oktober. Warum ihm seine Frau, die mit offenem Schädel reglos im Wohnzimmer lag, nicht gleich aufgefallen und er zuerst in andere Räume gegangen ist? "Ich habe nicht auf den Boden geschaut", rechtfertigte sich der Pensionist gegenüber der Richterin. "Ich war momentan kopflos." Dass er zuerst bei der Polizei und erst dann bei der Rettung angerufen hat, erklärte der Angeklagte mit seiner "Verwirrtheit". Dass er in beiden Fällen erst am Schluss von seiner verletzten Frau und zuvor von seinem Alibi bzw. einem angeblichen Einbruch berichtete, sei "Zufall" gewesen. "Ich war vollkommen desperat."

An eine Trennung, wie von seinem Umfeld kolportiert, habe er zuletzt nicht gedacht. Der 72-Jährige räumte ein, dass es in den 1980er-Jahren eine schwere Ehekrise - u.a. wegen einer unehelichen Tochter und wiederholten Seitensprüngen - gegeben habe, man sei kurz vor der Scheidung gestanden. Die Beziehung in den zehn Jahren bis zum Tod der Frau bezeichnete er als harmonisch. "Wir wollten noch einmal von vorne beginnen", sagte der Mann unter Tränen.

Dass er seinen Enkel mit Drohungen zu der Bluttat angestiftet haben soll, stellte er in Abrede. Er hätte ihm auch nie sein Leben zur Hölle machen wollen. "Ich finde keine Erklärung dafür, weil ich ihn als Person überhaupt nicht so eingeschätzt habe", sagte der Opa. Sein Enkel sei nie durch Brutalität aufgefallen, als Musiker - der 72-Jährige war künstlerischer Förderer des 19-Jährigen - brauche man Einfühlungsvermögen.



 
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