Älterer leugnet
Prozess gegen Brüder: Bäuerin erschlagen
08.06.2010
Eine Oststeirerin wurde mit der Axt erschlagen. Der Jüngere gestand die Bluttat, der Ältere leugnet den Auftrag.
Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen zwei Brüder aus Pakistan fortgesetzt worden. Der jüngere der beiden soll im März 2009 eine oststeirische Bäuerin mit einer Axt getötet haben. Sein älterer Bruder, der der Adoptivsohn des Opfers war, wird beschuldigt, die Tat in Auftrag gegeben zu haben. Der Jüngere hat am ersten Verhandlungstag alles gestanden, ein Bruder wurde am zweiten Tag befragt.
Älterer soll Bruder beauftragt haben
Der 37-jährige
Angeklagte, der vom späteren Opfer 2000 adoptiert worden war, war zum
Tatzeitpunkt in Pakistan gewesen. Nach Meinung von Staatsanwalt Hansjörg
Bacher hatte er aber seinen jüngeren Bruder beauftragt, die Frau zu töten.
Er war von seiner Adoptivmutter als Alleinerbe des Anwesens eingesetzt
worden, allerdings gab es ein Wohnrecht sowie ein Veräußerungsverbot. Der
37-Jährige sei aber der Einzige, der vom Tod der Bäuerin einen Nutzen hatte,
so der Ankläger.
Zu Beginn der Befragung des Beschuldigten wurden die Umstände der Adoption genau beleuchtet. "Es war nicht meine Idee, Mutter wollte es so", betonte der Angeklagte immer wieder. Sein Asylantrag sei abgelehnt worden, und er wäre sonst abgeschoben worden. In Pakistan habe damals für ihn aber Todesgefahr bestanden, schilderte der Angeklagte. Dass die drei leiblichen Kinder der 74-Jährigen über die Adoption nicht gerade erfreut waren, konnte der Angeklagte nicht leugnen. "Sie haben nur mit mir geschimpft und wollten, dass ich das Haus verlasse", so der Befragte. 2005 bekam er schließlich die österreichische Staatsbürgerschaft. "Das hat wahrscheinlich auch die Mutter entschieden", raunte ein im Publikum sitzender Kriminalist sarkastisch.
Profitiert vom Tod der Frau
Zum Geständnis seines Bruders meinte
der Beschuldigte: "Ich bin einfach sprachlos, ich kann es nicht erklären."
Er musste dann allerdings eingestehen, dass er der Einzige sei, der vom Tod
der Frau profitieren könnte. "Wenn ich verurteilt werde, haben meine
Adoptivgeschwister Vorteile", versuchte er zumindest zu relativieren.
In heftige Aufregung geriet der Angeklagte, als es darum ging, warum er nach dem Mord an seiner Adoptivmutter - von dem er in Pakistan zunächst angeblich nichts wusste - diese nicht mehr angerufen hatte, obwohl er vorher dauernd mit ihr telefoniert hatte. "Ich weiß nicht, ich kann es nicht erklären", rief er aufgebracht. "Haben Sie nicht angerufen weil sie wussten, dass sie nicht mehr lebt?", fragte die Richterin ganz direkt. "Ich kann es nicht erklären", wiederholte der 37-Jährige.
Der Prozess wird am Mittwoch um 8.30 Uhr fortgesetzt. Mit einem Urteil wird mittlerweile erst für Donnerstag gerechnet.