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Prozess gegen 'Currywurstmann' Töpperwien: Überraschendes Urteil

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Der Prozess gegen "Currywurstmann" Chris Töpperwien ist am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt mit einem überraschenden Urteil ausgegangen. 

Dem aus Reality-TV-Formaten bekannten Deutschen wurde wegen Untreue und Veruntreuung in Verbindung mit der Grill Heaven GmbH in Vösendorf (Bezirk Mödling), deren Geschäftsleiter er war, der Prozess gemacht. Der 50-Jährige soll laut Anklage 2021 u.a. private Einkäufe mit Firmengeld bezahlt haben. Er bestreitet die Vorwürfe. Jetzt wurde er freigesprochen.

Zuvor wurden erneut Zeugen befragt. Thema der Befragung war u.a. der Vorwurf, dass der Angeklagte Social-Media-Tätigkeiten, die von seinem Arbeitsvertrag umfasst gewesen sein sollen, an seine jetzige Ehefrau ausgelagert haben soll. Der Schaden wurde hier mit 7.700 Euro angegeben. Überweisungen zur Abgeltung von Tätigkeiten der Frau seien nicht abgesprochen gewesen, betonte ein Mitgesellschafter als Zeuge. Ob sie etwas und was sie genau gemacht habe, wisse er nicht. "Im Mai 2021 gab es die Diskussion, sie einzustellen, das ist aber nicht passiert", sagte der Deutsche.

"Betrogen worden"

Man sei "betrogen worden", "das war auch das Ende der Freundschaft", meinte der Mitgesellschafter, der Töpperwien nach dem Einstieg einer deutschen Firma bei der Grill Heaven GmbH als Geschäftsleiter vorgeschlagen hatte. Die Umsätze der im Grillfachhandel tätigen Firma hätten sich - auch wegen Reibereien zwischen dem früheren Geschäftsführer und dem Angeklagten sowie wegen Corona - "nicht optimal entwickelt", sagte der Deutsche. Auf die Frage der Richterin, ob Töpperwien das Unternehmen heruntergewirtschaftet habe, meinte der Zeuge: "Wenn man die Zahlen ankuckt, kann man das sagen", er würde das aber "übertrieben bis unfair" finden. "Es ging in die falsche Richtung", blickte er zurück.

Töpperwien Prozess
© apa
× Töpperwien Prozess

"Dank Herrn Töpperwien waren wir kurz vor der Insolvenz", hatte ein weiterer Gesellschafter und früherer Geschäftsführer der Firma beim Prozessauftakt am 8. Juli berichtet. Drei Überweisungen der Grill Heaven GmbH an eine Firma des Angeklagten mit Sitz in den USA hatte der Zeuge als "klare Veruntreuung" bezeichnet, eine Absprache über eine Entlohnung für Töpperwiens Partnerin habe nicht bestanden.

Zahlungen über Firmenkonto

Töpperwien soll der Staatsanwaltschaft zufolge Zahlungen - beispielsweise in Baumärkten oder im Internet - über das Firmenkonto bzw. die Unternehmenskarte beglichen haben. Weiters soll der 50-Jährige Gegenstände der GmbH wie Messer, Grillgewürz und -kohle veruntreut haben. Hier wurde der Schaden mit knapp über 1.000 Euro angegeben. Außerdem soll er Beschäftigten Arbeitsaufträge für private Zwecke erteilt haben, etwa Schutt- und Sperrmüllentsorgung.

Mit Blick auf die Zeugenaussagen vom ersten Tag der Einzelrichterverhandlung sagte Töpperwien am Montag in einer ergänzenden Befragung: "Für mich ist das Ganze überhaupt nicht fassbar."

Töpperwien Prozess
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Zu Prozessbeginn hatte sich Töpperwien nicht schuldig bekannt. Produkte wie Baumaterial, Schalter, Putzmittel und ein Gartenschlauch seien u.a. für die Grillschule und die Dachterrasse des Firmenstandorts in Vösendorf verwendet worden. Mitarbeiter hätten ihm außerhalb der Dienstzeiten beim Umzug geholfen. In zwei bis drei Fällen habe er irrtümlich eine falsche Zahlungsvariante gewählt, sodass das Firmenkonto belastet wurde. Einmal habe er den Betrag "umgehend überwiesen".

Bekannt durch "Goodbye Deutschland"

Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen, nachdem einem Mitarbeiter eine Ausgangsrechnung nach Amerika aufgefallen war. In der Folge wurden die Konten überprüft. Eine Liste an Belegen - für Produkte wie einen Gartenschlauch oder Fugenmasse - war Grundlage für die Anzeige. Töpperwien wurde Ende November 2021 als Geschäftsleiter entlassen. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem Angeklagten bis zu drei Jahre Haft.

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Bekannt wurde Töpperwien u.a. durch das Format "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" auf VOX und seine Teilnahme beim RTL-"Dschungelcamp" 2019. Der 50-Jährige, der in die USA ausgewandert ist, wurde heuer aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Deutschland festgenommen und nach Österreich ausgeliefert. Gegen gelindere Mittel wurde er auf freien Fuß gesetzt.

Töpperwien hat indes eine Privatanklage wegen übler Nachrede gegen einen früheren Geschäftsführer und Gesellschafter der Grill Heaven GmbH beim Landesgericht Wiener Neustadt eingebracht. Der beim Prozessauftakt als Zeuge geladene Mann hatte in einem Fernsehinterview seinen Wunsch geäußert, dass Töpperwien "endlich verurteilt" werde - "weil er schon einige Straftaten meiner Meinung nach gemacht hat, Leute ums Geld gebracht hat und bis jetzt immer davon gekommen ist". Ein Verhandlungstermin in dieser Causa steht nach Gerichtsangaben noch nicht fest.

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