Reportage

"Rauskommen, umfallen, dann der nächste"

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Betroffene Mitarbeiter, die verstört herumstanden, jede Menge Rettungskräfte und Polizisten, immer wieder ankommende Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht.

Startende und landende Hubschrauber - das war das Bild, das sich am Montagvormittag vor dem Firmengelände von Wollsdorf Leder im oststeirischen Wollsdorf bei St. Ruprecht an der Raab (Bezirk Weiz) bot.

Bereits ein Stück vor dem Gelände des Unternehmens umarmte eine weinende Mitarbeiterin einen Mann, etwas abseits vom Firmengebäude standen weitere Arbeiter fassungslos herum und warteten auf Anweisungen. Ihre Schicht hatte um 5.30 Uhr begonnen - bereits um 7.30 Uhr war sie durch den Chemieunfall zu Ende. Mit Kopfschütteln und einer abwinkenden Geste reagierten einige der Mitarbeiter darauf: "Unglaublich", meint eine Frau.

Als die ersten Menschen in der Werkshalle umfielen, sei man sofort hinausgelaufen, erzählte einer der Arbeiter. "Die Leute sind rausgekommen und umgefallen, dann der nächste - rausgekommen und umgefallen", so der Mitarbeiter. Ihn selbst habe es nicht schwer erwischt - "aber haben Sie schon gehört? Zwei sind tot", meinte er und schüttelte wieder den Kopf. Drinnen habe man gar nichts gerochen, heraußen dann schon. Dann seien die Vorgesetzten mit einer Namensliste zum Abhaken gekommen, "ob wohl alle heraußen sind", so der junge Mann.

Während immer wieder neue Einsatzfahrzeuge eintrafen, bauten Helfer in der Nähe des Firmeneingangs eine Sammelstelle mit Zelt für die Verletzten auf. "Wasser - habt's ihr nicht irgendwo was zum Trinken?", so einer der Rot-Kreuz-Mitarbeiter zu einem Kollegen. Wollsdorf-Arbeiter, die das hören, teilten beinahe dankbar einige ihrer eigenen Mineralwasserflaschen mit den Einsatzkräften, bis Nachschub gebracht wurde.

Erschöpft zeigte sich auch einer der Geschäftsführer, Gerhard Klambauer. "Nicht noch eine Frage", seufzte er, antwortete dann aber doch freundlich den Journalisten. Die Evakuierung sei sehr gut gelaufen: "Wie die ersten umgefallen sind, haben unsere Leute sofort gewusst, dass da was nicht stimmt. In vielleicht 20 Sekunden waren alle draußen, da haben die Vorgesetzten alle schnell reagiert." Eine interne Sirene - aktiviert von einem Mitarbeiter - habe vor der Gefahr gewarnt.

Am frühen Nachmittag noch stand der ÖAMTC-Rettungshubschrauber "Christophorus 12" im Sekundäreinsatz und brachte Mitarbeiter, bei denen sich Folgen des Chemieunfalls erst später zeigen, in die Krankenhäuser von Weiz und Graz. Auch die Hausärzte des Bezirkes seien verständigt worden, Bezirksschulinspektoren und Kindergärten ebenfalls informiert worden, so der Weizer Bezirkshauptmann Rüdiger Taus. In den Schulen im Umkreis von rund sieben Kilometern seien Messungen durchgeführt worden - es könne aber Entwarnung gegeben werden. Die betroffene Werkshalle werde noch gelüftet.

Auch Landeshauptmann Franz Voves (S) und Agrar-Landesrat Hans Seitinger (V) haben sich am frühen Nachmittag auf den Weg zum Unfallort gemacht, um mit den Einsatzleitern und Betroffenen zu sprechen.

(APA)

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