11 Verhaftungen
Razzia gegen Wiener "Gürtel-Könige"
05.04.2010
Schwerster Schlag in den letzten Jahren gegen die Gürtel-Könige von Wien: In einer filmreifen Aktion gab es elf Festnahmen, darunter das Who-is-Who der Szene.
Die Fahnder schlugen nach monatelanger Vorbereitung im Morgengrauen zu: Um 7 Uhr am Ostersonntag stürmten in einer geheimen Kommando-Aktion 80 schwer bewaffnete Cobra-Beamte Bordelle und Wohnungen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich sowie München und Spanien.
Es gab elf Verhaftungen, darunter die wichtigsten mutmaßlichen Rotlicht-Bosse vom Wiener Gürtel. Die dicksten Fische im Netz: Gürtel-Boss Richard Steiner (39), sein „Statthalter“ Dusan R. („Rocky“) und zwei Handlanger mit den klingenden Namen „Easy, der Tätowierte“ und „der lange Peter“ – für alle gilt die Unschuldsvermutung.
Die Aktion wurde von einer Sondereinheit des Innenministeriums wie in einem Kriminal-Streifen seit Monaten penibel vorbereitet: In Steiners Stammlokal „Pour Platin“ beim Westbahnhof wurden Wanzen und Kameras installiert. Das Treiben im Lokal wurde lückenlos überwacht – vom Liebesspiel bis hin zu den Besprechungen der Gürtel-Bosse entging nichts den wachsamen Augen von Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella und einem Richtersenat.
Jetzt drohen Gürtel-König bis zu 20 Jahre Haft
Was die
Sondereinheit zu hören bekam, sorgte jetzt für einen der bisher größten
Schläge gegen die Gürtel-Szene. Die Verdachtsmomente der Ermittler wiegen
schwer: Es soll um Verstrickungen in Menschenhandel (bis zu 10 Jahre Haft),
Bildung einer kriminellen Organisation (bis zu 20 Jahre Haft),
Schutzgelderpressung, Geldwäsche und sogar Mordversuch gehen.
Kurios: Für Schmunzeln in den Abhörräumen dürfte auch ein Society-Event gesorgt haben, das kürzlich im „Pour Platin“ abgehalten wurde: Zur Präsentation des Buches „Der Wiener Gürtel“ der Grünen-Politikerin Madeleine Petrovic gab sich Ende Jänner die Society im Pour Platin die Klinke in die Hand. Was Richard Lugner und Co. da tuschelten – das Ministerium hörte mit!
Kontakte verloren
Die verhafteten Gürtel-Größen dürften von der
Aktion völlig überrumpelt worden sein. „Steiner wusste nicht, wie ihm
geschieht“, so ein Insider. Kein Wunder: Der gebürtige Kroate und Ex-
Fremdenlegionär verfügte früher über beste Kontakte zur Exekutive. Er hatte
unter den Augen der Polizei den berüchtigten „Nokia Klub“ gegründet. Das
System: Barbesitzer und Prostituierte zahlten monatlich Mitgliedsbeiträge
von 700 bis 2.000 Euro – und waren sicher vor Radau.
Wer ein „kleines Taxi“ bestellte (alles wurde mit Nokia-Handys abgewickelt),
bekam zwei Schläger zur Hilfe, in einem „großen Taxi“ kamen fünf. Und: Die
Lokale des Nokia-Klubs waren sicher vor der Polizei. Der Klub wurde
zerschlagen – es weht offenbar ein neuer Wind bei der Polizei. Und jetzt am
Gürtel.
Das sind die Gürtel-Größen
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