Salzburgs Bürgermeister
"Rettung war Katastrophe"
14.01.2012Schaden war unter den letzten Passagieren, die auf der Steuerbordseite das Schiff verlassen haben.
Salzburgs Bürgermeister wurde unverletzt evakuiert. Er schildert seine Rettung:
ÖSTERREICH: Wie haben Sie das Schiffsunglück erlebt?
Schaden: Gegen 22.00 Uhr hat es plötzlich einen riesigen Krach gegeben. Ich war in der Kabine, um meine Koffer zu packen, weil ich am nächsten Tag von Bord gehen wolte. Da flog alles durch die Luft geflogen. Kurz danach ging das Licht aus. Als das Schiff komplett finster war, begannen die Menschen vor Angst zu schreien. Es kam die Durchsage, dass es nur ein Stromausfall ist, aber das glaubte niemand, denn das Schiff hatte immer mehr Schräglage. Ich öffnete meine Kabinentür und sah wie die Menschen bereits begannen ihre Rettungswesten überzustreifen.
ÖSTERREICH: Wie verlief die Rettung?
Schaden: Sie war schlecht organisiert. Eine Stunde lang passierte gar nichts. Man sah keine Offiziere, die Crew war schwerst überfordert. Die Menschen reagierten richtig und begaben sich von selbst zum Deck, wo die Rettungsboote waren. Dann erst kam der Alarm. Viele Passagiere, die im Restaurant warteten, waren nur leicht bekleidet. Sie hatten auch keine Rettungsjacken, weil sie nicht mehr in ihre Kabinen zurückkonnten, da diese bereits überflutet waren.
ÖSTERREICH: Hätte die Crew schneller reagieren müssen?
Schaden: Ich verstehe nicht, warum man nicht gleich begonnen hat, die Rettungsboote zu füllen und ins Meer zu lassen. Durch die zunehmende Schräglage wurde es immer schwerer, in die Rettungsboote zu kommen. Das war ein erkennbares Manko. Zwei Frauen haben mir im Hafen erzählt, dass sie bis vier Uhr früh nicht vom Schiff gerettet wurden. Sie saßen außen am Schiff und warteten auf die Rettungsboote.
ÖSTERREICH: Wann konnten Sie eines der Rettungsboote besteigen?
Schaden: Ich fand in einem der letzten Rettungsboote Platz. Das war kurz vor Mitternacht. Die Insel war natürlich auch nicht auf diesen Notfall vorbereitet. Die geretteten Passagiere standen dann stundenlang am Hafenbecken herum. Viele hatten keine Schuhe und keine Strümpfe und froren. Gegen zwei Uhr kam der Konvoi mit den ersten Ambulanzen.
ÖSTERREICH: Wann konnten Sie die Heimreise antreten?
Schaden: In den frühen Morgenstunden wurden mit Fähren ans Festland gebracht. So gegen sieben Uhr saß ich dann im Bus nach Savona. Von da ging es dann mit Auto nach Salzburg.
ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich traumatisiert?
Schaden: Traumatisiert ist übertrieben. Aber mir ist der Schreck ordentlich in die Glieder gefahren.