Was der smarte 50-Jährige im Prozess sagte, und warum er die "Saliera" geraubt hat.
Der 50-jährige, smarte Geschäftsmann erzählte den Geschworenen beim Prozess im Wiener Straflandesgericht am Donnerstag, wie er an jenem Abend über ein Baugerüst in das Museum geklettert ist. Durch jenes Fenster, hinter dem das Salzfass des Renaissance-Künstlers Benvenuto Cellini aufgestellt war. " Es war nicht schwierig. Da hätte jeder von uns raufgehen können" , sagte der Alarmanlagen-Spezialist nüchtern.
Das Gerüst sei beleuchtet und mit Treppen versehen gewesen. "Wenn Sie 30 Jahre auf Gerüsten verbringen, gehen's dort oben herum als würden Sie spazieren", spielte Mang auf seine langjährige Berufserfahrung an. 1975 hatte der aus ärmlichen, schwierigen familiären Verhältnissen stammende Mann sein Medizinstudium abgebrochen und sich als Spezialist für Alarmanlagen selbstständig gemacht. Die Geschäfte gingen gut, so dass finanzielle Motive für den spektakulären Kunstdiebstahl nicht Ausschlag gebend gewesen sein dürften.
Persönliche Probleme als Motiv?
Verteidiger Richard Soyer verwies auf persönliche Krisen, die seinen Mandanten auf die Idee gebracht hätten: Einerseits habe er die Scheidung und den Umstand nicht verkraftet, dass seine Frau eine neue Lebensgemeinschaft eingegangen war. "Die Bilder, die ihn als Frauenheld zeigen, sind daher völlig verfehlt" , betonte der Anwalt. Andererseits sei bei Mang eine Krebserkrankung ausgebrochen. Die Ärzte hätten ihm prophezeit, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent binnen zehn Jahren wieder mit schweren Metastasen zu rechnen sei.
Spontaner Entschluss aus Gleichgültigkeit
"Da ist er innerlich gleichgültig geworden. In ihm ist ein Gefühl der Wurschtigkeit und Gleichgültigkeit entstanden", sagte Soyer. Der damals 47 Jahre alte Mann sei an den Wochenenden bis in die frühen Morgenstunden in Discos gegangen, habe Ablenkung gesucht. Als er eines Morgens am Nachhauseweg das Baugerüst an der Außenfassade des Kunsthistorischen Museums wahrnahm, habe er kurzerhand beschlossen, dort " einzusteigen". "Der Tatentschluss ist spontan entstanden", formulierte der Verteidiger.
Dabei spielte es schon eine Rolle, dass Mang wenige Wochen vorher das Museum besucht hatte - allerdings weniger aus Interesse an den ausgestellten Exponaten, sondern an "jungen Italienerinnen", wie er nun dem Gericht gestand. Denen sei er "nachgegangen".
"Schlecht gesichert"
Bei dieser Gelegenheit fiel dem Fachmann auf, wie schlecht das Museum gesichert war. "Da waren Bewegungsmelder drinnen, die wir vor 15 Jahren bei Kunden abmontiert haben! Die schauen aus wie alte Lautsprecher!", legte der Angeklagte dar. Es habe kein Panzerglas, keine gesicherten Vitrinen, keine so genannte Außenhautsicherung, keine Innenraumsicherung gegeben: " Da waren Bewegungsmelder und sonst gar nix. Ich hab mir gedacht 'das gibt es nicht!'" Durchschnittliche Einfamilienhäuser wären oft besser gesichert, bemerkte Mang.