Der Mediziner beschimpfte, bespuckte und trat Polizisten.
Im Zuge eines "Saufanfalls", so sein Verteidiger, hat ein gerichtlich beeideter Sachverständiger für Psychiatrie und Neurologie am 3. Jänner eine Verkehrskontrolle völlig entgleisen lassen. Der Mediziner beschimpfte, bespuckte und trat einen Polizisten, weshalb er sich am Freitag selbst auf der Anklagebank des Landesgerichts wiederfand. Richter Wilhelm Mende vertagte den Prozess auf 7. April.
Statt sich mit seinem Burn-out und familiären Problemen selbst zu helfen oder einen Kollegen aufzusuchen, griff er zum "denkbar unvernünftigsten Behandlungsmittel", dem Alkohol, wie er nun reumütig zugab. Der berufliche Druck sei zu groß gewesen, zudem lag seine Mutter im Sterben.
Durch Trinken und anschließendes Fahren hatte er sich bereits im September des Vorjahres in Schwierigkeiten gebracht: "Damals sind Sie ebenfalls Polizisten gegenüber, sagen wir mal, nicht allzu höflich gewesen", kommentierte Mende den Vorfall, der mit einer Diversion noch einmal glimpflich für den Angeklagten ausgegangen war. Warum er so gegenüber der Exekutive auftritt? "Ich krieg einen Zorn, wenn es mir eh schon schlecht geht, statt adäquat zu reagieren." Nun droht dem Geständigen der Verlust seiner Approbation.
Auch am 3. Jänner reagierte er nicht gerade vorbildlich, als Polizisten seinen Mercedes entdeckten, der verlassen teilweise auf einem Schutzweg, teilweise auf dem Gehsteig abgestellt war. In Hausschuhen, offensichtlich betrunken und schreiend, er habe das Fahrzeug nicht gelenkt, platzte der Arzt in die Amtshandlung und wäre beim Überqueren der Rampersdorferstraße beinahe unter ein Taxi geraten. Auf die Frage, wo dann seine Frau wäre, die angeblich den Pkw gefahren hätte, sei, meinte der Mann, das ginge die Beamten "einen Scheißdreck an".
Als er zweimal gegen den Arm eines Polizisten schlug, wurde schließlich die Festnahme ausgesprochen, wobei es der Mann zunächst noch bei diversen Beschimpfungen beließ und den Beamten drohte, er sei gerichtlich beeideter Sachverständiger, würde ihnen "den Arsch aufreißen" und "vor Gericht zerren". Auf die Frage, ob er diese Drohung ernst genommen habe, meinte der als Zeuge geladene Beamte, teilweise. Derartiges sei er zwar gewohnt, aber der Festgenommene hätte mehrere Namen von Kollegen genannt, von denen er zumindest einen kannte.
Endgültig vor Gericht brachte sich der Neurologe im Eingangsbereich des Kommissariats, wo er einen Inspektor zuerst zweimal anspuckte und dann gegen des Knie trat. Anschließend wurde er in die Arrestzelle gebracht.
Vor Gericht trat er nun entspannt und ruhig auf: Er sei in psychiatrischer Behandlung, bekomme nun auch ein Medikament, das erfolgreich sein Suchtverhalten geändert habe. Dieses habe er zwar schon vorher gekannt, aber sich nicht selbst verordnen wollen. Nun habe er wieder geheiratet und würde sein berufliches Engagement zurückschrauben. "Es war einfach zuviel."
Richter Mende vertagte die Verhandlung einerseits, um abklären zu lassen, ob ein vom Angeklagten eingenommenes Medikament in Verbindung mit Alkohol derartiges Verhalten auslösen könne. Zudem sollen die vom Polizisten geltend gemachten 1.500 Euro durch ein medizinisches Gutachten abgeklärt werden.