Soziale Netzwerke im Internet bieten Plattform für schwere Demütigungen an Schulen.
Mobbing an Schulen nimmt immer mehr dramatische Ausmaße an: Am Akademischen Gymnasium in Salzburg musste jetzt ein Mädchen sogar wegen Suizidgefahr ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die 14-Jährige wurde im Internet beleidigt und erniedrigt. Bei der Schülerin handelt sich um keinen Einzelfall. Ein anderes Mädchen musste wegen massiver Essstörungen in die Klinik eingeliefert werden. Einige Schüler werden laut Direktor regelmäßig psychiatrisch betreut.
Jeder vierte Patient
Opfer von Cybermobbing
Das Ausmaß des Problems bestätigt auch die Bilanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Christian-Doppler-Klinik: Hier ist jeder vierte Patient ein Opfer von Cybermobbing. Vonseiten der Schule wird jetzt versucht, auf das Thema aufmerksam zu machen: „Eltern sollen sich unbedingt an Lehrer wenden, wenn ihnen etwas auffällt. Diese Problematik ist nicht zu unterschätzen,“ sagte Klaus Schneider, der Direktor des Akademischen Gymnasiums, zu ÖSTERREICH (Interview). Er fordert mehr Ressourcen in Form von Schulpsychologen.
Direktor Klaus Schneider: "Sind nicht die Einzigen"
ÖSTERREICH: Herr Direktor, in Ihrer Schule soll es zu schweren Fällen von Cybermobbing gekommen sein?
Klaus Schneider: Ja, konkret gab es zwei Fälle. Bei anderen ist das Cybermobbing nur ein Aspekt.
ÖSTERREICH: Wie kamen diese Vorfälle ans Licht?
Schneider: Die Eltern meldeten sich. Sie hatten gemerkt, dass sich ihre Tochter verändert hat. Gott sei Dank vertraute sich das Mädchen ihnen an.
ÖSTERREICH: Bestand Suizidgefahr bei der Schülerin?
Schneider: Ja, bei ihr schon. Bei der anderen Schülerin ging es um Essstörungen, die durch Mobbing verstärkt wurden. Beide sind im Spital.
ÖSTERREICH: Haben Sie das Gefühl, dass das Cybermobbing schlimmer wurde?
Schneider: Auf jeden Fall! Über das Internet läuft viel anonym, das macht Mobbing leichter. Die Kinder vermischen so Realität mit der virtuellen Welt.
ÖSTERREICH: Wie gehen Sie gegen Cybermobbing vor?
Schneider: Leider sind für diese Problematik kaum Ressourcen da. Aber wir haben eine Schulpsychologin zugekauft, entwickeln Präventionsprogramme. Für die Unterstufe überlegen wir ein Handyverbot. Ich möchte mit diesem Interview andere Lehrer und Eltern ermutigen, wir sind sicher nicht die einzige betroffene Schule.
(mem)