Er soll seine fast acht Monate alte Tochter Nina im März dieses Jahres so heftig geschlagen und geschüttelt haben, dass sie ein Schädelhirntrauma, Hintergrundblutungen an den Augen, Hämatome am Kopf und einen Handabdruck an der linken Wange erlitten hatte.
Staatsanwältin Sandra Lemmermayer war das Urteil zu milde, sie meldete volle Berufung an.
"Nerven durchgegangen"
In seiner Urteilsbegründung
sprach Einzelrichter Manfred Seiss das aus, was auch Verteidiger Michael
Kowarz in seinem Schlussvortrag feststellte: "Dem Mann sind schlicht und
einfach die Nerven durchgegangen." Es sei nicht seine Absicht gewesen, das
Kind zu verletzen. Deshalb lautete der Urteilsspruch nicht auf absichtlich
schwere Körperverletzung - wie die Staatsanwaltschaft gefordert hatte -,
sondern "nur" auf schwere Körperverletzung. Zudem wurde der Angeklagte wegen
"Quälens oder Vernachlässigens von unmündigen oder wehrlosen Personen"
verurteilt. Ihm drohte eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.
"Nicht reumütiges" Geständnis
Dem sechsmal
vorbestraften Salzburger taten die beiden Vorfälle am 6. und 7. März auch
"leid". Er legte ein Geständnis ab, allerdings "nicht reumütig", wie ihm die
Staatsanwältin vorhielt. Denn der Angeklagte, der am 6. März zum ersten Mal
alleine auf sein Kind aufpasste - seine Frau war zur Arbeit gefahren -
wollte seine auf dem Sofa schreiende Tochter bloß mit einem Schlag auf die
Couch "erschrecken, damit sie ruhig ist". Allerdings habe er versehentlich
das Gesicht des Babys getroffen, wie er sagte. "Sie wussten aber von der
Kindesmutter, dass es dann noch mehr schreit", entgegnete die Staatsanwältin.
Ärzte schlugen Alarm
Am 7. März ist Nina laut dem
Angeklagten von der Couch gefallen, als er auf der Toilette war. "Sie hat
ihren Kopf und die Hände hängen gelassen. Ich habe sie zweimal geschüttelt,
damit ich eine Reaktion sehe." Dazu die Staatsanwältin: "Sie mussten wissen,
dass ein massives Schütteln für ein Baby lebensgefährlich sein kann." Seiner
besorgten Ehefrau tischte der Kindesvater andere Versionen auf: Nina sei
einmal auf ein Spielzeug und einen Tag später von der Couch gefallen. "Aus
Angst, sie lässt sich von mir scheiden." Als das Kind völlig apathisch im
Bett lag, brachte es die Mutter ins Landeskrankenhaus. Dort schlugen die
Ärzte Alarm.
Mehrere Verletzungen
Die Folgen des Schüttelns waren laut einem
Gutachten der Gerichtsmedizin schwer: Nina erlitt ein Schädelhirntrauma, die
Augenhintergrundblutungen seien typisch dafür. "Das Mädchen hat sich
unmittelbar danach in Lebensgefahr befunden. Der Angeklagte kann von Glück
sprechen, dass sie soweit regeneriert ist, dass zurzeit keine Dauerschäden
zu befürchten sind", wetterte Lemmermayer.
Scheidung
Die Kindesmutter hat mittlerweile die Scheidung
eingereicht. Die 22-Jährige erzählte im Zeugenstand, ihr Mann habe sich ganz
normal um das Baby gekümmert. Wenn es schrie, "ist mir aber vorgekommen, er
hat nicht gewusst, was er tun soll. Er ist nervös geworden, weil Nina noch
so zierlich war." Der Verteidiger meinte, sein Mandant sei kein Sadist, "er
war offenkundig überfordert. Das ist kein Fall Luca". Der Mann habe sich in
die Familie der Kindesmutter gut eingelebt, jetzt aber die Familie und seine
Arbeit verloren und sei sozial stigmatisiert. "Er muss wieder von vorne
anfangen."