2,8 Mio. veruntreut

4 Jahre Haft für Millionen-Betrüger

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Dem Staatsanwalt waren die Schuldsprüche zu mild. Er meldet Berufung an.

Zu vier Jahren Haft ist am Montag am Landesgericht Salzburg der frühere Wirtschaftsanwalt Friedrich L. (59) verurteilt worden, der 2,8 Mio. Euro veruntreut hatte und dann gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Brigitte H. (40) in der Toskana acht Jahre lang untergetaucht war. Die Freundin kam wegen Beitragstäterschaft mit einer teilbedingten Haftstrafe von zwei Jahren - acht Monate davon unbedingt - davon. Die Schuldsprüche sind noch nicht rechtskräftig, weil die Staatsanwaltschaft Strafberufung angemeldet hat.

Setzte sich nach Italien ab
Um 2,8 Millionen Euro hatte der Anwalt die Konten von 14 Privatpersonen und drei Immobilienfirmen erleichtert, wie er heute gestand. Mit dem Geld setzte er sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin aber nicht am anderen Ende der Welt, sondern im Nachbarland Italien ab. Zunächst wurden noch falsche Fährten gelegt und hohe Geldsummen auf verschiedenen Konten in Deutschland, England, Italien und Liechtenstein gebunkert. Mit rund 1,8 Mio. Euro im Koffer ging es schließlich in die Toskana, wo das Paar unter falscher Identität ein neues Leben begann.

Die beiden gründeten eine Kapitalgesellschaft, kauften in den acht Jahren zwei Häuser, verkauften eines und betrieben dann eine Pension. Sie gaben sich als "Franz Maringer" beziehungsweise "Barbara Marta" aus und konnten sich in das gesellschaftliche Leben der Region integrieren. Laut Staatsanwalt Oliver Schoßwohl lebten sie "von den veruntreuten Geldern, der Vermietung der Appartements und einer Segeljacht sowie vom Verkauf von Olivenöl".

Es klickten die Handschellen
Doch am 30. Juli 2009 hatte dieses neue Leben ein plötzliches Ende: Bei einer Kontrolle der Pension in Reggello durch die Finanzpolizei wurden sie erkannt, es klickten die Handschellen. Das Duo wurde inhaftiert und einige Monate später nach Salzburg ausgeliefert. Brigitte H. kam für eine Kaution von 3.000 Euro frei, Friedrich H. blieb in U-Haft. Rund 1,2 Mio. Euro wurden sichergestellt.

Beim Prozess, der für zwei Tage anberaumt war, lud der sichtlich abgemagerte Ex-Anwalt am Montag alle Schuld auf sich und entlastete damit seine Freundin. Er allein habe die Idee zur Flucht gehabt und Brigitte H. nur etwas vorgegaukelt: "Wenn sie gewusst hätte, dass es sich um Treuhandgelder handelt, wäre sie nicht mitgegangen." Selbstkritisch schilderte er auch, weshalb es mit seiner Kanzlei finanziell stetig bergab gegangen war: "Mein größter Fehler war, ich konnte nicht wirtschaften. Ich hätte kein Anwalt werden sollen." Wegen fehlgeschlagener Investments, Fehlüberweisungen und eines Hausumbaues habe er 15 Mio. Schilling (1,1 Mio. Euro) Schulden angehäuft. Dann seien noch zwei große Klienten weggebrochen. "Ende 1999 ist eine Schere aufgegangen, die war nicht mehr zu schließen."

Verwundert über Banken
Von da an erfolgte der Zugriff auf fremde Konten. Im September 2001, kurz nachdem er seine neue Liebe kennengelernt hatte, folgte der Entschluss zur Flucht. Verwundert äußerte sich der Angeklagte in diesem Zusammenhang über das Verhalten der Banken damals: Trotz seiner hohen Verschuldung hätten ihm diese ohne auch nur nachzufragen Millionenbeträge in bar ausbezahlt.

Der Liebe hat das jähe Ende des "neuen Lebens" und die inzwischen schon fast einjährige Untersuchungshaft keinen Abbruch getan: Auf Nachfragen des Staatsanwaltes, ob sie noch liiert seien, antworteten die beiden Angeklagten mit "ja". Sie nahmen auch die Urteile an. Brigitte H. hat bereits wieder eine Arbeitsstelle gefunden. Da die Auslieferungs- und Untersuchungshaft angerechnet wird, wird sie vermutlich nicht mehr hinter Gitter müssen. Dem Staatsanwalt waren die Schuldsprüche zu mild, deshalb meldete er Strafberufung an.

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