1 Jahr Haft

Disco-Tod: Mildes Urteil für Türsteher

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24-Jähriger starb an inneren Verletzungen – Security muss ein Jahr ins Gefängnis.

„Wir wollen der Familie unser Beileid ausdrücken. Wir wollen aber auch sagen, dass wir keine Tiere sind.“ Der Angeklagte Michael J. (37) wandte sich am Dienstag kurz nach 13.30 Uhr zum Abschluss des Monsterverfahrens in seinem und dem Namen der beiden weiteren angeklagten Türsteher Wolfgang T. (31) und Stefan S. (34) gleichzeitig an den Vater des Opfers und den Schöffensenat.

Eiserne Miene
Johann Gimmelsberger verfolgte den Prozess mit eiserner Miene. Nur beim glühenden Plädoyer von Verteidiger Karl Wampl schüttelte er mehrere Male den Kopf.

Wampl sprach von einer unglücklichen Aneinanderreihung von Umständen. Es sei sogar möglich, dass sich Markus Gimmelsberger bereits vor dem Zugriff der Türsteher verletzt habe. Zudem stellte Wampl die Glaubwürdigkeit der meisten Zeugen in Frage.

Gericht geht Mittelweg
Der Verteidiger hatte einen Freispruch gefordert, der Staatsanwalt unbedingte Haftstrafen. Das Gericht ging den Mittelweg: Michael J. erhielt drei Jahre Haft, von denen er ein Jahr absitzen muss. Wolfgang T. wurde zu acht und Stefan S. zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt – nicht rechtskräftig.

Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen. Am 21. Oktober 2007 rangen die Angeklagten bei einer Techno-Party im Rockhouse zu früher Stunde Gimmelsberger nieder. Der Eugendorfer fiel ins Koma und starb sieben Wochen später.

2,8 Promille
Michael J. soll den Volltrunkenen – ein Alkoholtest ergab später 2,8 Promille – mit einem wuchtigen Tritt gegen den Oberkörper zu Boden gestoßen haben. Dabei erlitt das Opfer laut Gutachten einen Milzriss. „Auch Luftröhre, die Bronchialäste und die Herzmuskulatur waren schwerst beeinträchtigt“, so Rechtsmedizinerin Edith Tutsch-Bauer.

Gimmelsberger habe zuvor randaliert, rechtfertigten die Türsteher ihr Vorgehen als Notwehr. Mehrere Zeugen konnten das vor dem Gericht aber so nicht bestätigen.

ÖSTERREICH spracht mit dem Vater des toten Studenten Markus Gimmelberger

ÖSTERREICH: Der Verteidiger spricht von Notwehr. Was halten Sie davon?
Johann Gimmelsberger: Die Argumente des Verteidigers waren für mich brutal. Er hat die Fakten komplett umgedreht. Das war doch eindeutig Absicht. Mein Sohn hat nicht randaliert. Das sagen auch alle Zeugen. So geht man einfach nicht mit einem Menschen um.

ÖSTERREICH: Die Türsteher haben Ihnen ihr Beileid ausgedrückt. Nehmen Sie diese Entschuldigungen an?
Gimmelsberger: Nein, die kann ich nicht annehmen. So etwas ist nicht wiedergutzumachen. Die haben brutal auf den Markus eingedrückt. Das war einfach pure Absicht. Seit zwei Jahren kämpfe ich nun schon für Gerechtigkeit, das ist extrem belastend.

ÖSTERREICH: Wie stehen Sie und Ihre Familie das durch?
Gimmelsberger: Das ist alles so furchtbar anstrengend. Ich hoffe nur auf ein gerechtes Urteil und endlich auf Ruhe.

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