Absturz aus 10 Meter Höhe
Drama bei Berg- Rettung: Polizist tot
29.04.2012
Drama am Großvenediger: Der Chef der Alpinpolizei will einen Verschütteten retten und stirbt bei der Aktion. Er stürzt zehn Meter in den Abgrund.
Die Katastrophe geschah mitten im heiklen Rettungseinsatz. Martin 4, ein Einsatz-Helikopter des Salzburger Unternehmers Roy Knaus, steuerte gestern gegen 9 Uhr den Großvenediger (Osttirol/Salzburg) an. Unter dem Fluggerät hingen zwei Bergretter und ein Alpinpolizist am Seil.
Die heikle Mission der Männer: Ein Slowake (35)war auf dem dritthöchsten Berg Österreichs (3.657 Meter) 40 Meter tief in eine Gletscherspalte gestürzt. Die Rettungsaktion lief schon seit Samstagmittag.
Leichtsinniges Opfer. Die achtköpfige slowakische Alpin-Gruppe war leichtsinnig gewesen: Wegen der warmen Temperaturen der vergangenen Tage schmolz der Schnee, der im Winter die Gletscherspalten bedeckt – der Mann stürzte durch den aufgeweichten Firn in die Spalte, er war nicht angeseilt.
Der Rettungs-Einsatz war höchst gefährlich: Direkt über der Unglücksstelle lag eine dichte Nebelbank – der Hubschrauber-Pilot konnte absolut nichts sehen. Zusätzlich erschwerten heftige Sturmböen die Navigation – die Maschine geriet in Turbulenzen.
Ausgeklinkt. Der erfahrene Pilot (2.500 Flugstunden, er ist Fluginspektor bei der Austro Control) funkte die Männer am Seil an. Er warnte sie, dass er abdrehen müsse. Dann klinkte er plötzlich das Seil aus. Die Männer stürzten ohne Vorwarnung zehn Meter in die Tiefe, knallten mit voller Wucht gegen die harten Eisplatten am Berg.
Zwei Retter wurden schwer verletzt, der dritte hatte keine Chance – er erlag seinen Verletzungen nach dem Aufprall: Franz Franzeskon (52), Chef der Osttiroler Alpinpolizei, starb im Einsatz, bei dem er einen anderen Menschen retten wollte. Rettungsaktion für Toten. Besonders tragisch: Die Männer wussten, dass der Slowake zu diesem Zeitpunkt 20 Stunden im Eis steckte und wohl schon tot war. Sie wollten dennoch nichts unversucht lassen, ihn zu bergen.
Pilot ließ die Männer fallen
Die Flugbedingungen waren zu gefährlich: Der Pilot hatte wegen einer Nebel-Wand kaum Sicht, der Sturm brachte ihn in Turbulenzen. Er funkte die Helfer an (sie hingen unter dem Helikopter am Seil), sagte ihnen, er müsse abdrehen. Dann klinkte er das Seil aus. Ein tödlicher Fehler: Ein Alpinpolizist erlag seinen Verletzungen nach dem 10-Meter-Sturz. Der Pilot dachte wohl, er flog viel niedriger.
Der Slowake wurde in der 30 cm engen Spalte verschüttet.
Die Helfer hingen am Seil, plötzlich wurden sie 10 Meter fallen gelassen.
Schon 11 Heli-Pannen
Seit 1989 gab es 11 Unfälle mit Knaus-Helis. Fünf endeten tödlich.
- 17. Nov. 1989: Chef Johann Knaus (51) stirbt bei seinem dritten Absturz.
- 25. 2.2004: Helikopter ‚Martin 1‘ stürzt in St. Johann ab. Die Patientin stirbt.
- 24. 6.2004: Absturz bei Lawinen-Arbeiten. Pilot stirbt.
- 5. 9.2005: In Sölden fällt Beton vom Heli auf eine Gondel – neun Tote.
- 23. 7.2010: In Dienten stürzt beim Bau einer Seilbahn-Station ein Heli ab – der Pilot (42) stirbt.