Nashorn-Attacke

Getötete Tierpflegerin war "vorsichtig und sehr erfahren"

12.09.2023

Alle rätseln, wie es zu dem Unglück im Tiergarten Hellbrunn kommen konnte. Das sollen nun auch Polizei und Arbeitsinspektorat klären. Denn die Todesopfer Juliana K. war eine erfahrene, geprüfte Tierpflegerin, die seit fast 10 Jahren im Salzburger Zoo beschäftigt war.

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© vogl, neumayr, facebook
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Salzburg. Die genauen Umstände, wie es zum Unfall gekommen ist, müssen erst ermittelt werden. "Vielleicht war es ein Störfaktor. Was genau passiert ist, wissen wir nicht, wir sind tief bestürzt und geschockt," sagte Zoo-Direktorin Sabine Grebner bei einem Mediengespräch.

Die 33-jährige gebürtige Deutsche aus München, die seit 2014 in Hellbrunn beschäftigt war, hatte Dienstagfrüh die ihr zugeteilte Aufgabe, die Nashörner mit einem Insektenstift einzuschmieren, weil die Dickhäuter doch sehr empfindlich auf Insektenstiche sind. Mag sein, dass das Weibchen "Yeti" sich allzu sehr über das morgendliche Ritual erfreute oder über irgendetwas erschreckte, das sie zur Attacke trieb - eine Schuldfrage ist bei einem Wildtier wohl nie zu stellen.

© FRANZ NEUMAYR

 

Ehemann musste alles mitansehen

Besonders tragisch war, dass Juliane gemeinsam mit ihrem Ehemann Christopher aus Adnet, den sie hier im Zoo kennen - und lieben und heuer im Februar geheiratet hatte - den Dienst versah. Während die Pflegerin "Yeti" die Creme auftrug, kümmerte sich ihr Mann ums Futter. Beide sind echte Tierfreunde: Christopher zog den kleinen Roten Panda Muki (als dessen Mutter kurz nach der Geburt an einer Infektion verstarb) von Hand auf, Juliane wirkte unter anderem in der TV-Doku-Soap "Nashorn, Zebra & Co." mit. Zuhause bei ihm hatten sie Katzen, Hühner, Tauben und Frettchen. Um 6 Uhr in der Früh fuhren sie immer gemeinsam zur Arbeit.

Sekunden später kam es zum Unglück im überdachten Bereich des Geheges - wobei der Gatte den Todeskampf seiner Frau, die von dem 1,8 Tonnen schweren Rhinozeros erdrückt wurde, mit eigenen Augen mitansehen musste. Der 34-Jährige entließ das Tier ins Freie, wurde dabei aber auch angegriffen und schwer an einem Bein verletzt. ErR wurde ins Spital gebracht. Sobald es der Gesundheitszustand des verletzten Tierpflegers zulässt, soll er zum Unfallhergang befragt werden. Auch Mittwoch ist der Zoo noch geschlossen.  

© privat

 

"Yeti" eigentlich gutmütige "Tante"

"Yeti" befindet sich übrigens seit 2009 im Zoo Salzburg, gekommen ist sie aus einem Reservat in Afrika, wie die Zooleitung erklärt. Das Tier sei eigentlich das kooperativste Nashorn im Gehege und nie übermütig gewesen. Sie habe bei den Jungtieren die Tantenrolle übernommen und im Jahr 2015 selbst ein Jungtier auf die Welt gebracht. Der Zoo Salzburg hält insgesamt vier Nashörner - drei Weibchen und einen Bullen.

Für die Verstorbene finden die Kollegen nur die besten Worte: "Sie war bei den Tieren sehr vorsichtig und bedacht und sie hatte ein extrem gutes Gespür für sie." 

(kor, vogl) 

 

 

 

 

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