Pole (27) stürzte in 250 Metern Tiefe ++ 16 Helfer bei drei Grad im Einsatz ++
Es ist stockdunkel. Wasser tropft von den Wänden. Die Temperaturen liegen gerade einmal bei eiskalten drei Grad. Die Gänge sind zum Teil so eng, dass nur erfahrene Kletterer überhaupt vorwärts kommen.
Es sind unwirtliche Bedingungen, unter denen derzeit 116 Helfer im Salzburger Tennengebirge um das Leben von Marek Gizowski kämpfen. Doch: Niemand gibt hier den 27-jährigen Polen auf. Das einzige Ziel: den Höhlenforscher lebend wieder an die Oberfläche zu bekommen.
Forscherteam wollte Höhlensystem erkunden
Wie ÖSTERREICH bereits berichtete, war Gizowski Mittwochnacht mit fünf weiteren Kollegen in die 11,2 Kilometer lange Jack-Daniel’s-Höhle eingestiegen. Das Ziel der polnischen Forschungsgruppe: Das weit verzweigte Höhlensystem, das erst 2003 von einem Polen entdeckt wurde, weiter zu erkunden. Dafür gab es auch eine offizielle Bewilligung. Doch dann passierte das Unglück.
Mit Schmerzmittel für Transport ruhiggestellt
Aus bisher ungeklärter Ursache rutschte Gizowski zweieinhalb Stunden nach dem Einstieg in 250 Metern Tiefe sieben Meter ab. Mit einem Oberschenkelbruch, einer Gehirnerschütterung und mehreren gebrochenen Rippen blieb er auf dem Höhlenboden liegen. Kurz darauf beginnt eine der dramatischsten Rettungsaktionen der österreichischen Geschichte.
Fast 120 Helfer arbeiten gestern an der Bergung des jungen Forschers. Drei Ärzte betreuen den Verunglückten, versorgen ihn mit Schmerzmitteln, erhöhen mit etlichen Wärmebeuteln seine Körpertemperatur.
Helfer kämpfen um eine rasche Rettung
Problematisch allerdings: An einigen Stellen sind die Gänge so eng, dass die Kranken-Trage nicht durchpasst. „Mit Bohrmaschinen und Hämmern haben wir die Stellen breiter gemacht“, erklärt Einsatzleiter Wilfried Seidl im Gespräch mit ÖSTERREICH. (siehe auch Interview unten). Die Hoffnung, dass Marek Gizowski bereits in der Nacht oder heute im Laufe des Tages geborgen wird, wollten die Helfer gestern noch nicht aufgeben. „Wir sind zuversichtlich“, sagte Einsatzleiter Seidl gestern Nachmittag.
D. Müllejans
Einsatzleiter im Interview: ›Er ist ein harter Kämpfer‹
ÖSTERREICH: Herr Seidl, wie geht es dem abgestürzten Höhlenforscher jetzt?
Wilfried Seidl: Es geht ihm der Lage entsprechend gut. Er wurde von den Ärzten stabil eingestellt, ist ansprechbar. Er ist ein harter Kämpfer.
ÖSTERREICH: Wann wurde mit der Bergung begonnen?
Wilfried Seidl: Das war bereits um ein Uhr in der Nacht auf Freitag. Bis zum Mittag hat das Team mit ihm bereits 50 Höhenmeter zurückgelegt. Der schwierigste Bereich aber steht ihnen noch bevor.
ÖSTERREICH: Was meinen Sie?
Wilfried Seidl: Die Höhle ist im oberen Bereich so eng, dass eine Trage nicht durchkommt. Helfer haben deshalb diesen Bereich breiter gemacht. Mit Bohrmaschine, Hammer und Meißel.
ÖSTERREICH: Wann wird Marek Gizowski endgültig gerettet sein?
Wilfried Seidl: Das können wir noch nicht genau sagen, denn das Bergetempo bestimmt allein der Patient. In einigen Stellen der Höhle muss die Trage senkrecht geführt werden. Sind die Schmerzen zu groß, wird eine Pause eingelegt.
ÖSTERREICH: Sie sind aber zuversichtlich?
Wilfried Seidl: Ja, wir sind auf einem guten Weg.
(mud)