Der Salzburger Priester dementiert die Vorwürfe bei der Predigt im Dom.
Gegen den Salzburger Domprediger und Pfarrprovisor von St. Jakob am Thurn, Peter Hofer, sind schwere Missbrauchsvorwürfe aufgetaucht: Eine heute 47-Jährige behauptet, sie sei in den 80er Jahren von Hofer, der damals die Stadtpfarre Nonntal geleitet hat, Hunderte Male vergewaltigt worden, berichteten Medien. Hofer bestreitet die Vorwürfe vehement, räumte aber eine sexuelle Beziehung mit der Frau ein, als diese erwachsen war. Strafrechtlich ist die Sache verjährt.
Hunderte Male missbraucht
Hunderte Male sei sie vom damaligen Pfarrer sexuell missbraucht worden, etwa in der Pfarrerswohnung, auf dem Tisch der Sakristei oder in einer Umkleidekabine am Toten Meer, schilderte die Frau in ihrer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft, aus der das Magazin "profil" in der aktuellen Ausgabe zitiert. Zum Teil sei auch der Mesner beteiligt gewesen.
Sexuelle Beziehung
Hofer gestand eine "freiwillige" sexuelle Beziehung zu der Frau ein, aber erst, als diese schon erwachsen war. Alle Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung seien hingegen "frei erfunden" und "unverständlich". Er sei der Frau auch noch nach dem Verhältnis freundschaftlich verbunden gewesen, habe Postkarten mit der Anrede "Lieber Peter" erhalten, habe sie mit ihrem Mann getraut und auch zwei Kinder von ihr getauft.
Pfarrer nimmt Stellung
Gestern, Sonntag, nahm der Dompfarrer am Beginn der Messe um 11.30 Uhr im Salzburger Dom zu den Anschuldigungen Stellung. Wenn er jemanden verletzt habe, bitte er um Verzeihung. Er bereue, was vor langer Zeit passiert sei, sagte er zum Kirchenvolk. Aus der Erzdiözese hieß es dazu, Hofer habe gestern mit seinen Worten zu der freundschaftlichen Beziehung mit der Frau Bezug genommen, nicht aber zu den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs, die der Geistliche vehement bestreite, so Sprecher Wolfgang Kumpfmüller.
Die erste Sachverhaltsdarstellung langte im Juli 2010 bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ein. "Da die Sache absolut verjährt ist, haben wir keine Ermittlungen durchgeführt", sagte deren Sprecherin Barbara Feichtinger am Montag der APA. Im Dezember folgte eine ergänzende Anzeige mit der Begründung, dass die Causa nicht verjährt sei, weil die Salzburgerin wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung schwer verletzt sei. Die Behörde sah dies anders.
Die Ombudsstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs und Gewalt der Erzdiözese Salzburg hat die Vorwürfe nach eigenen Angaben geprüft. Ein Missbrauch sei laut Generalvikar Hansjörg Hofer demnach nicht nachzuweisen. Daher bestehe für die Erzdiözese auch kein Anlass einzuschreiten. Hofer bleibe weiterhin Dom-Prediger und Pfarrer, daran gebe es nichts zu rütteln, sagte Kumpfmüller.
Schweigegeld?
Anders sah es die unabhängige Opferschutzkommission für Missbrauch und Gewalt in der Kirche ("Klasnic-Kommission"). Diese hat die Salzburgerin als Opfer anerkannt und ihr einen großen Geldbetrag als Schmerzensgeld und für Therapiekosten zugesprochen, wie der APA aus zuverlässiger Quelle bestätigt wurde. Kommissions-Sprecher Herwig Hösele wiederum sagte, dass man zu Einzelfällen grundsätzlich keine Stellungnahme abgebe. "Aber ganz allgemein: Wir entscheiden im Zweifel für das Opfer. Das muss dann aber kein Schuldspruch gegen jemand anderen sein."