Tierische Posse
Jetzt Tauziehen um das »Lammborghini«-Schaf
01.09.2023Eine Berliner Familie wollte ein in Kroatien gerettetes Lamm auf der Rückbank ihres Autos mit nach Hause nehmen, in Salzburg wurde es bei einem Zwischenstopp aus ihrem "Lammborghini" befreit.
Sbg, OÖ. Die deutsche Familie hatte das Lamm, das sie Chili taufte, am Rücksitz zwischen den Kindern sitzend auf Karton und Stroh über die Autobahn transportiert. In Salzburg besuchten die Berliner ein Marionettentheater, ließen das Fenster einen Spalt offen und baten die Kellnerin eines Lokals nahe des Parkplatzes ein Auge auf den "Lammborghini" und das Tier darin zu werfen.
Passanten verständigten ob des Blökens trotzdem die Polizei und Chili kam zur veterinärmedizinischen Untersuchungen und zur vierwöchigen Quarantäne nach Lochen zu einer bekannten Tierschutzeinrichtung. Dort lebt das Lamm jetzt schon gute zwei Wochen im Kreis der Familie von Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler und ihrem Mann Jürgen, der seitdem als Ersatzmama angehimmelt und von Chili keinen Moment aus den Augen gelassen wird.
Pfotenhilfe will Lamm nicht hergeben
Das flauschige Tier entwickelt sich prächtig und wurde sogar von Stadlers Hunderudel aufgenommen, das mit dem kleinen Schaf spielt, herumtollt, kuschelt und es auch beschützt. Eine schräge Idylle, die ihresgleichen sucht. Und in zwei Wochen soll Chili von der Neo-Familie getrennt und wieder einem Langstreckentiertransport ausgesetzt werden? "Nicht mit uns", sagen die Stadlers und wollen das Lamm nicht mehr hergeben.
Unterstützt wird das Paar von Amtstierarzt Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer, der meint: "Am vernünftigsten und tiergerechtesten wäre es doch, das Lamm weiterhin bei der Pfotenhilfe zu belassen. Dort ist es bestens betreut und dort hat es seine Bezugspersonen, was für sein Wohlbefinden immens wichtig ist."
Jede Menge Argumente
Die Stadlers indes greifen tief in die Argumente-Kiste: "In Norddeutschland würde Chili eine ungewisse Zukunft, offenbar in auch dort verbotener Einzelhaltung, erwarten. Denn der Fahrer, der Chili in Kroatien in einen Pkw gesteckt hat und nach Salzburg gefahren ist, um dort ins Theater zu gehen, hat selbst keine Schafe." Zudem sei nicht klar, was er genau vorhat.
"Chili war wohl als lustiges Urlaubssouvenir für die Kinder in Berlin gedacht, die allerdings zu dem Lamm gar keine Beziehung haben und auch nach kurzer Zeit das Interesse verlieren werden, sobald es nicht mehr klein und süß ist und der Schulalltag wieder eingekehrt ist". In Lochen dagegen könne das "Lammborghini-Lamm" ein schlachtfreies Leben in der großen Schafherde der Pfotenhilfe bieten, sofern alle Gesundheitstests Unbedenklichkeit ergeben. Verhandlungen mit den Deutschen laufen.