Nach acht Monaten

Kindesentführerin aus U-Haft entlassen

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Wegen Justiz-Panne schmorte die 32-Jährige acht Monate in Untersuchungshaft.

Jene 32-jährige Tirolerin, die im Juni vergangenen Jahres ein Kind aus einem Salzburger Einkaufszentrum entführt haben soll, befindet sich seit Donnerstag wieder auf freiem Fuß. Die Frau wurde aus der Untersuchungshaft entlassen. Begründet wurde dieser Schritt vom Oberlandegericht Innsbruck damit, dass die Dauer der Untersuchungshaft dem gesetzlichen Beschleunigungsgebot in Haftverfahren widerspreche, bestätigte am Freitag ein Sprecher des Oberlandesgerichtes Innsbruck Medienberichte.

Kein Richter zuständig
Gegen die mutmaßliche Kindesentführerin wurde bereits im Dezember vergangenen Jahres Anklage wegen Kindesentziehung und Veruntreuung erhoben. Nachdem eine gesetzliche Einspruchfrist von 14 Tagen verstrich, wurde die Anklage damit rechtskräftig, erklärte OLG-Sprecher Wigbert Zimmermann gegenüber der APA. Innerhalb von sechs Wochen danach hätte der Haftrichter eine Hauptverhandlung ansetzen müssen. Das sei allerdings nicht geschehen. Die zuständige Richterin hatte sich für eine Stelle an einem Bezirksgericht beworben, was dazu führte, dass der Posten vorübergehend unbesetzt war, sagte Zimmermann. Ab 1. März sei der Posten aber wieder besetzt. Zimmermann sprach von einer "besonderen Konstellation". Die Entscheidung des OLG sei jedenfalls "ganz im Sinne des Gesetzes". Es gebe für die Verdächtige eine "günstige Prognose" und es gehe keine Gefahr mehr von ihr aus.

Entführung
Die drei Monate alte Nora war entführt worden, während ihre Mutter gerade Kleidung in einer Umkleidekabine anprobierte. Obwohl das Einkaufszentrum unmittelbar danach abgeriegelt worden war, gelang der Verdächtigen die Flucht. Aufgrund der veröffentlichten Bilder aus der Überwachungskamera gingen jedoch bald Hinweise ein.

Eine großangelegte Fahndung führte schließlich zum Erfolg. Die 32-Jährige wurde fünf Stunden nach der Entführung in Bayern in Grenznähe zu Tirol festgenommen. Das Baby konnte den Eltern unverletzt und wohlauf übergeben werden. Die Tirolerin wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo bei ihr ein "übersteigerter Kinderwunsch" und eine Störung des Sozialverhaltens festgestellt wurde. Die 32-Jährige aus dem Bezirk Kitzbühel hatte eine Fehlgeburt erlitten und sich seitdem verzweifelt ein Kind gewünscht.

Enthaftung
Ihr Verteidiger, Mathias Kapferer, stellte insgesamt drei Enthaftungsanträge. "Meine Mandantin ist geständig, die Taten sind voll geklärt, die Anklageschrift wurde von uns nicht beeinsprucht, da sind acht Monate Untersuchungshaft einfach genug", wird er in der "Tiroler Tageszeitung" zitiert.

Die Verdächtige wurde am Donnerstagnachmittag von ihren Eltern abgeholt. "Meine Mandantin befindet sich nun wieder in stabilem familiären Umfeld. Bezüglich der vorab nur als eingeschränkt konstatierten Zurechnungsfähigkeit lassen wir nun von einem Privatgutachter prüfen, ob diese nicht wesentlich weitergehender ist", sagte Kapferer. Sie wolle ihre Tat nicht beschönigen, sie werde von Schuldgefühlen geplagt, weil sie wisse, was sie der Mutter des Kindes angetan habe, sagte der Anwalt gegenüber den "Salzburger Nachrichten".

Kapferer übte Kritik an der langen Dauer der Untersuchungshaft. Nachdem seine Mandantin bereits sechs Monate in Haft gewesen sei, habe er einen Enthaftungsantrag gestellt, der abgelehnt wurde. Auch ein Antrag auf Fußfessel im Jänner, ebenso eine Beschwerde dagegen vom Oberlandesgericht seien abgewiesen worden. Dann habe sich herausgestellt, dass der Akt im Landesgericht offenbar hin und her geschoben werde. Im Februar sollte der Prozess beginnen, doch die zuständige Abteilung sei erst ab März wieder mit einem Richter besetzt, sagte der Jurist.
 

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