Zu viel Adrenalin im Körper
Kuh Yvonne noch nicht fit für die Weide
11.09.2011
"Entwilderungsphase" der Kampfkuh ist noch nicht abgeschlossen.
Neun Tage sind nach der geglückten Einfangaktion bereits vergangen, doch "Kampfkuh" und Medienstar "Yvonne" muss immer noch im Stall des bayerischen Gnadenhofes von Gut Aiderbichl in Deggendorf bleiben. "Es wird noch ein paar Tage dauern, bis sie das erste Mal auf die Weide darf. Sie ist noch in der Entwilderungsphase, weil sie noch viel Adrenalin im Körper hat. Sie ist aber schon viel ruhiger geworden", schilderte Aiderbichl-Sprecherin Britta Freitag.
Die Eigenwilligkeit und Körperkraft der Kuh ist beeindruckend. Die Angst ihrer Betreuer, sie könnte erneut ausbrechen oder Weidegenossen gefährden, ist nicht zur Gänze gebannt. Zudem muss noch eine Wunde an der Hornhaut des - in früheren Zeiten - abgebrochenen, linken Hornes abheilen, die bei der Ankunft in Deggendorf geblutet hat.
Das österreichische Fleckvieh war am 24. Mai einem Bauern in Bayern entlaufen, entkam so dem Schlachthof und lebte knapp 100 Tage in einem Wald im Landkreis Mühldorf. Gut Aiderbichl kaufte die Kuh, um ihr Leben zu retten und ihr eine neue Heimat zu geben. Alle Fangversuche scheiterten vorerst. Anfang September wurde das Hausrind dem wilden Leben überdrüssig. Es trabte auf eine Weide und gesellte sich zu vier Kälbern. Das Verladen in einen Hänger verlief nicht widerstandslos. Betäubungsexperte Henning Wiesner verglich "Yvonne" mit einem "toro bravo", wie in Spanien die Kampfstiere heißen.
Seit 2. September haust "Yvonne" in einer großen Box im Stall in Deggendorf und bekommt dreimal täglich frisches Gras. Wegen der ärztlichen Versorgung der Wunde wurde die Kuh vorübergehend von ihrem zweieinhalbjährigen Sohn "Friesi" getrennt, sie kann aber über eine niedrige Holzwand tierischen Kontakt aufnehmen und ihn beschnuppern. Obwohl sie auf freier Wildbahn Dutzende Kilo zugenommen hat, wurde sie nicht auf Diät gesetzt. "Sie kann so viel fressen wie sie will. Die Tiere bei uns sollen glücklich sein und keinen Hunger erleiden. Sie haben ja viel durchgemacht", betonte die Aiderbichl-Sprecherin.
Mitte der kommenden Woche könnte es endlich so weit sein, dass die Kuh auf der Wiese zusammen mit ihrer Schwester Waltraut samt Stierkalb Waldi und anderen Rindern grasen darf. Was "Yvonne" in der Box so alles treibt, halten zwei Live-Webcams als Service für die Tierpaten fest und ist auf der Homepage von Gut Aiderbichl unter http://www.gut-aiderbichl.com zu sehen.