Massenverbreitung
Masernepidemie hat nun schon Wien erreicht
03.04.2008
Die Masernepidemie hat nun scheinbar auch Wien erreicht. Unterdessen meint die Polizei, dass es in Salzburg keine Masernpartys gegeben habe.
Die Masernepidemie breitet sich immer stärker aus. Auch in Wien gibt es nun zwei Masern-Verdachtsfälle: Laut der zuständigen Magistratsabteilung 15 leidet eine 34-jährige Wienerin, die den Osterurlaub mit ihrer Familie im Salzburger Lungau verbracht hatte, an einem masernähnlichen Hautausschlag. Dieser wird derzeit abgeklärt. Nach kurzer stationärer Behandlung in einem Wiener Spital befindet sich die Frau jetzt bereits wieder in häuslicher Pflege.
Sofortige Untersuchung eingeleitet
Auch eine 20-jährige
Salzburgerin wurde zur Abklärung einer etwaigen Masernerkrankung in einem
Wiener Spital aufgenommen. In beiden Fällen habe die MA 15 sofort nach
Bekanntwerden die vorgesehene Umgebungsuntersuchung eingeleitet. Dies
bedeutet, dass bei Personen, die mit der Erkrankten im Kontakt waren, der
Impfstatus erhoben und bei Bedarf eine Impfung empfohlen wurde.
"Einzelne Verdachtsfälle"
"Bei den
Erkrankten handelt es sich um einzelne Verdachtsfälle",
versicherte die Leiterin der MA 15, Landessanitätsdirektorin Karin Spacek.
In den Wiener Schulen werden derzeit die Schüler der 1. Schulstufe kostenlos
gegen Masern geimpft. Spacek appellierte an die Erziehungsberechtigten,
dieses Angebot für ihre Kinder zu nützen.
Ausweitung befürchtet
Auch in Oberösterreich befürchtet man
eine neuerliche Ausweitung der Epidemie. Ein weiter Erkrankungsfall sei
bekannt geworden. Alarmierend ist dabei vor allem, dass der Erkrankte
während der Inkubationszeit an einem weiteren Event in Linz mit mehr als 100
Personen aus ganz Österreich teilgenommen haber. Zudem habe der Bursch einen
Tag vor dem Ausbruch der Masern eine neue Arbeit angetreten. Eine
Befürchtung, die nicht unberechtigt ist, denn am Nachmittag wurden gleich
drei weitere Erkrankungen gemeldet.
Keine Masern-Partys
Unterdessen
stellte die Polizei in Salzburg fest, dass wohl keine Masern-Partys gegeben
habe. Sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft meinten, dass es dafür
keine Anzeichen gäbe.
Einvernahmen geplant
Um jedoch herauszufinden, wo die Krankheit
ihren Ausgang genommen hat und ob jemand für die Epidemie verantwortlich
gemacht werden kann, sollen mehrere Personen einvernommen werden, so zum
Beispiel den Schularzt und Direktor der Waldorfschule sowie die Eltern der
ersterkrankten Kinder.
Die Staatsanwaltschaft Salzburg hatte die Polizei beauftragt, Erhebungen wegen "fahrlässiger Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten" durchzuführen. Es soll geklärt werden, ob der Schularzt tatsächlich der Schulleitung und den Eltern empfohlen hat, die Kinder nicht impfen zu lassen.
Ansturm auf Labors
In Salzburg hat unterdessen ein wahrer
Ansturm bei Blutlabors eingesetzt, weil sehr viele Menschen wissen wollen,
ob sie gegen die Krankheit immun sind, was mit einem sogenannten Titer-Test
festgestellt werden kann. In der einzigen niedergelassenen
Labor-Gemeinschaft der Landeshauptstadt kamen am Donnerstag rund 300
Menschen zum Bluttest. Auch am Freitag war der Ansturm der Patienten
ungebremst.
Die Feststellung, ob man gegen die Krankheit immun ist, ist nicht sofort möglich. Derzeit muss das Labor nämlich noch sämtliche Blutproben an die virologischen Labors der Spitäler in Wien, Graz, Innsbruck oder Salzburg einschicken. Denn ein Labor muss über genügend Antigene verfügen, um die Höhe der Antikörper im Blut feststellen zu können. "Masern kommen alle zehn Jahre vor", sagte Laborleiter Hans Richter. Deshalb habe man nicht alle Antigene immer parat.
Hotline überlastet
Aber auch logistisch müsse bei einem so
großen Ansturm das ganze Labor umgestellt werden. Der Mediziner hoffte, dass
bis Freitagmittag die Adaptierungen so weit seien, dass man vor Ort die
Titer-Bestimmungen durchführen kann. Für die Patienten selbst ist der Test
einfach. Es wird einfach Blut abgenommen. Die Kosten betragen rund 25 Euro.
Zwei Impfungen notwendig
Die am Mittwoch eingerichtete ärztliche
Hotline sei völlig ausgelastet, meinte Klaus Kirchtag, der am Telefon die
Stellung hält. "Unsere Leitungen sind laufend belegt. Die meisten
Anrufer wissen nicht, dass man zwei Impfungen braucht, und fragen deshalb
nach. Außerdem will die Mehrzahl Auskunft über den Preis und den dafür
zuständigen Arzt haben", so Kirchtag. Die österreichischen
Apotheken haben sich in jedem Fall schon gerüstet und 11.000 Dosen
zusätzlichen Dosen Impfstoff bestellt.
Telefonischer Kontakt mit Arzt
"Wenn Masern-Anzeichen
auftauchen, sollte man aber telefonisch Kontakt mit dem Arzt aufnehmen,
bevor man auch andere damit infizieren kann", riet der Leiter des Amtes
für öffentliche Ordnung, Michael Haybäck. Im Gesundheitsamt appellierte man
erneut, sich impfen zu lassen. "Auch die Eltern sollen es nicht
versäumen, ihren Impfstatus zu aktualisieren", so Haybäck. Vor
allem für Menschen in Berufen, die ständig mit Kindern arbeiten, etwa
Pädagogen oder Kindermädchen, sei dies sehr wichtig.