Dieser rätselhafte Fall zeigt: Im Internet lauern unerwartet überall Gefahren.
Sbg. Wer gerne auf virtuellen Verkaufsplattformen und Marktplätzen Handel treibt, sollte diesen Fall ganz genau verfolgen: Ende des Jahres stellte Mohanad A., ein in Salzburg und Bad Reichenhall lebender Iraker, seinen gebrauchten, aber top gepflegten schwarzen BMW X 6 auf den Marketplace von Facebook. 17.000 Euro wollte er für den SUV haben – ein beachtlicher Preis für 273.000 Kilometer auf dem Tacho. Doch mindestens 11 Interessenten liken das Angebot. Mit einem User tritt Mohanad in Verhandlung und einigt sich schließlich mit ihm. Dieser eine sitzt jetzt in U-Haft. Und der Iraker ist seit 3. Jänner verschwunden. Vermutlich ermordet und verscharrt. Doch wo? Das ist eine der vielen offenen Fragen.
Treffen. Faktum ist derzeit nur, dass der BMW-Verkäufer so sicher war, dass alles gut (aus-)gehen würde, dass er den Wagen auf „VERKAUFT“ setzte, als er in der Nacht auf den 3. Jänner laut Funkzellenauswertung seines iPhones zu einem Treffen gelotst wurde, das zu einer Rundfahrt in die Bereiche Untersberg, Nußdorf am Haunsberg und Maria Plain am Stadtrand von Salzburg wurde. Danach verschwand das Telefon aus dem Netz (siehe Story unten) – und Mohanad bis heute von der Bildfläche.
Vorsicht bei online angebahntem Handel
Als Verwandte den Vermissten als abgängig melden, klemmen sich die Kriminalisten sofort hinter denn Fall und können über die Chatverläufe des Verschwundenen rasch den Käufer des BMW X 6 ausforschen, der seelenruhig bei sich zu Hause mit dem Auto auftauchte, als die Kripo den Ausländer, der in Salzburg lebt, schon an dessen Adresse erwartete.
Obwohl hart in die Mangel genommen und mit Fakten und Indizien (wie die Unterhaltung via Messenger oder den Handyauswertungen) konfrontiert, leugnet der Verdächtige hartnäckig, irgendetwas mit dem Abtauchen von Mohanad A. zu tun zu haben. Er habe den BMW ordnungsgemäß gekauft und sei somit völlig legal in den Besitz des Autos gekommen. Ob die 17.000 Euro in bar geflossen sind, ist indes ebenso unklar wie die Vermutung der Ermittler, dass der Verhaftete nicht allein gehandelt haben könnte und dass es noch weitere Mittäter gibt.
Was man von dem derzeit ungeklärten Fall lernen kann: Online angebahnte Geschäfte niemals allein in die Tat umsetzen, schon gar nicht, wenn man den Käufer zu sich nach Hause lädt oder an unbekannte Adressen gebeten wird. Bei Zweifel und Ungereimtheiten: die Polizei informieren.
Rätsel um das iPhone des Vermissten
Nur für wenige Minuten wurde das iPhone XS Max aufgedreht – von unvorsichtigen Komplizen?
Es kann natürlich auch ein Finder gewesen sein, der das Handy am 15. Jänner um 11:26 Uhr ein schaltete, um zu testen, ob das Smartphone funktioniert, ehe der Akku plötzlich völlig leer war. Doch viel wahrscheinlicher ist, dass ein nicht allzu kluger Mittäter das Handy des Mordopfers, und zwar im Bereich Salzburg-Aigen, Elsbethen und Glasenbach, anmachte, um die SIM-Karte herauszunehmen und mit einer eignen zu tauschen, ehe ihm ein weiterer Komplize mit einem Aufschrei nahelegte, dass die Polizei Smartphones auch ohne oder mit einer neuen SIM-Karte per IMEI orten könne. Und zack war Mohanads iPhone wieder abgedreht.
Zeuge. Sollte es dagegen doch ein Unbeteiligter gewesen sein, der das leere Handy daraufhin weggeschmissen hat oder achtlos irgendwo aufhebt, bittet die Kripo ihn, sich zu outen und zu melden. Tipps bräuchten die Fahnder auch zum Verbleib von mehreren anthrazitfarbenen Balkonblumenkästen, die sich wohl in dem BMW X 6 befanden.