Spät, aber doch: 70 Jahre nach Kriegsbeginn startet die Stadt einen Forschungsschwerpunkt, der bis 2015 angelegt ist.
Die Stadt Linz hat 2001 zwei dicke Bände über ihre Vergangenheit in der NS-Zeit herausgegeben. In Salzburg ist die braune Vergangenheit aus wissenschaftlicher Sicht noch immer ein weißer Fleck: „Wir wissen so gut wie nichts über die NSDAP in der Stadt und im Land“, sagt Historiker Ernst Hanisch.
Der Salzburger Uni-Professor ist einer der profundesten NS-Experten in Österreich im Leitungsteam eines zwölfköpfigen Forscherteams, das bis 2015 systematisch die Geschichte der Mozartstadt im Dritten Reich aufarbeiten soll.
Schwerpunkte
„Jedes Jahr steht im Zeichen eines Schwerpunkts“,
erklärt der Leiter des Haus der Stadtgeschichte, Ernst Kramml: Aktuell geht
es um den Anschluss. Dazu gibt es eine Vortragsreihe, die Hanisch am Freitag
in der TriBühne Lehen eröffnet.
Weitere Schwerpunkte sind Alltagsgeschichte, Machtstrukturen in der Stadt, Vertreibung – und natürlich der Holocaust. „Mit dem ‚Zigeunerlager' gibt es eine direkte Verbindung dazu“, so Hanisch: 1939 wurde in Maxglan ein zuerst offenes, später abgeschlossenes Lager für mehrere hundert Roma und Sinti eingerichtet. Diese wurden dann 1942 nach Auschwitz deportiert.
Quellen gesucht
Für die Aufarbeitung der Alltagsgeschichte ist
die Mithilfe der Bevölkerung gefragt: Gesucht werden Fotos, Dokumente und
Aufzeichnungen aus der Zeit.
Die Wissenschafter sind sich der Brisanz ihrer Tätigkeit bewusst. Schließlich betrifft sie Familien, die noch heute in Salzburg leben. Hanisch: „Funktionsträger müssen wir natürlich mit Namen nennen.“ Alles andere werde anonymisiert, es sei denn, es handle sich um verbrecherische Aktivität.