Salzburg

Assistentin gab sich als Zahnärztin aus

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24-Jährige nutzte Ordination und behandelte die Patienten selbst.

Sie bohrte, schliff und zog Zähne, setzte Prothesen und Implantate ein: In Salzburg stand am Donnerstag eine 24-jährige ehemalige Zahnarzthelferin vor Gericht, die von August bis November 2012 insgesamt sieben Patienten behandelt haben soll, ohne die entsprechende Ausbildung zu haben. "Ordiniert" hat die Frau stets in den Räumlichkeiten ihres Chefs, wenn dieser nicht da war.

Die 24-Jährige wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Körperverletzung zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt. Vom Vorwurf des Diebstahls wurde die Angeklagte mangels Schuldbeweises freigesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Staatsanwalt übte nach dem Richterspruch zwar Rechtsmittelverzicht, die Angeklagte gab jedoch keine Erklärung ab und erbat sich Bedenkzeit. Den Opfern der Frau sprach Richter Aleksander Vincetic ein Teilschmerzensgeld von insgesamt 16.000 Euro zu.

"Habe mir eine Fantasiewelt aufgebaut"
Die Assistentin hatte in der Praxis des Zahnarztes in der Stadt Salzburg ihre Lehre absolviert und wurde dann von ihrem Arbeitgeber angestellt. Im Sommer 2012 begann sie eigenmächtig, Termine zu vereinbaren oder Behandlungen von Patienten auf Zeiten zu verschieben, in denen der Zahnarzt nicht in der Ordination war. Zu Spritze und Bohrer griff die Angeklagte dabei stets selbst. "Auf einmal habe ich mich wichtig gefühlt, und gedacht, ich probiere es. Ich habe mir eine Fantasiewelt aufgebaut." Wurden Patienten misstrauisch, erzählte sie, mittlerweile in München Zahnmedizin studiert zu haben.

Alte Zähne wieder eingesetzt
Laut Staatsanwalt Marcus Neher erfolgte die Behandlung aber keineswegs sachgerecht: "Sie durfte und konnte gar keine werthaltige Leistung erbringen." Für ihn ist klar, dass sich die Frau gezielt ältere Patienten aussuchte, ein Opfer im Zeugenstand war 93 Jahre alt. Einem Patienten dürfte die Angeklagte unfachmännisch zwei Zähne gezogen haben, einer Frau gaukelte sie vor, eine neue Zahnprothese bestellt zu haben, setzte ihr aber - gegen saftiges Honorar - wieder die alte ein. Eine Zeugin beklagte am Donnerstag die mangelnde Hygiene: "Sie behandelte ohne Handschuhe und Latz."

Honorar in bar kassiert
Für die erbrachten Leistungen kassierte die Angeklagte meist überhöhte Bargeldbeträge, der Schaden wird insgesamt mit 21.000 Euro beziffert. Zugleich soll die 24-Jährige einmal 2.150 Euro nicht in die Kasse des Arbeitgebers abgeführt, sondern für sich behalten haben. Das "Zubrot" nutzte die mittlerweile zweifache Mutter dazu, "ein besseres Leben" zu führen.

Patienten informierten Ärztekammer

Aufgeflogen ist der Fall, als bei einer Patientin nach 14 Behandlungen immer noch keine Besserung eintrat. "Ich habe nach jedem Termin Zahnweh gehabt. Einmal hat sie so gebohrt, dass ich vor Schmerz fast an den Plafond gesprungen bin", erzählte die Frau vor Gericht. Ihrer Nichte kam das schließlich komisch vor, man informierte die Zahnärztekammer, das brachte den Stein ins Rollen. Die Zahnarzthelferin wurde sofort entlassen.

Als sich diese darauf mit Regressforderungen konfrontiert sah, versuchte sie mit vorgetäuschten Geschichten mehreren Patienten Geld herauszulocken. Unter dem Vorwand, für das Begräbnis ihrer Mutter Geld zu benötigen, kontaktierte sie auch einen 70-Jährigen, den sie aus der Ordination kannte: Der lieh ihr 9.900 Euro. Von seinem Geld sah er lange nichts: Die erste Rückzahlungsrate von 500 Euro wurde erst diese Woche beglichen.

Die 24-Jährige zeigte sich im Prozess weitgehend geständig und entschuldigte sich, leugnete aber den Diebstahl und den Betrug mit der aufgetischten Geschichte. "Es lag kein Bereicherungsvorsatz vor, sie wollte sich das Geld nur ausborgen", so die Verteidigerin der Frau. Der (mittlerweile pensionierte) Zahnarzt hat übrigens eine Vielzahl der Fehler wieder behoben, zum Großteil kostenlos.
 

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