Angeblich wurde er ans Bett gefesselt und geschlagen. Der an Gesicht und Händen leicht verletzte Soldat wurde bereits aus dem Spital entlassen.
Zu einem schweren Misshandlungsfall soll es in der Nacht auf den 11. September in der Krobatinkaserne in St. Johann im Pongau gekommen sein: Wie das Bezirkspolizeikommando St. Johann mitteilte, haben neun Rekruten einen 20-jährigen Kameraden aus Tirol ans Bett gefesselt und seinen Kopf mit einem Leintuch verhüllt. Er soll auch geschlagen worden sein. Der Verletzte wurde im Heeresspital Innsbruck medizinisch und psychologisch betreut.
Leichte Verletzungen
Die Information, dass der Mann einen
Nasenbeinbruch erlitten habe, gelte als gesichert. Wie es zu der Verletzung
gekommen ist, sei aber noch nicht geklärt, sagte der Pressesprecher des
Militärkommandos Salzburg. Kommenden Montag werden weitere Rekruten zu dem
Vorfall einvernommen.
Mit Kabelbindern ans Bett gebunden
Zugetragen hat sich die
mutmaßliche Misshandlung am Donnerstag um 2.00 Uhr. Die verdächtigen
Grundwehrdiener sollen ihren Kameraden im Mannschaftsquartier der
Krobatinkaserne mit Kabelbindern an ein Bett gebunden haben, schilderte
Chefinspektor Rudolf Wieser, stellvertretender Bezirkspolizeikommandant von
St. Johann.
An Laterne gestellt und Alkohol eingeflößt
Was dann
weiter geschehen ist, darüber gehen die Aussagen auseinander. Angeblich
wurde der Rekrut samt dem Bett aus dem Zimmer getragen und an eine Laterne
gestellt, sagte Wieser. "Dass er geschlagen wurde, ist bisher nicht
bestätigt worden." Angeblich hätten ihm Soldaten auch noch
Fußtritte sowie Schläge verpasst und wollten ihm mit Hilfe eines Schlauchs
hochprozentigen Alkohol einflößen.
Von anderen Rekruten befreit
Die Ermittlungen haben ergeben,
dass das mutmaßliche Misshandlungsopfer von anderen Rekruten befreit wurde.
Die Polizei konnte bisher nur einen verdächtigen Soldaten aus Tirol
einvernehmen. "Das Opfer hat sich gewehrt und jemanden gebissen. Meine
Kollegen haben eine Person ausgeforscht, die am Unterarm verletzt ist. Der
verdächtige Rekrut - er ist wie das Opfer 20 Jahre alt - hat auch zugegeben,
dass er bei dem Vorfall dabei war", so der Chefinspektor. Weitere
Beteiligte müssten erst einvernommen werden. Nach Abschluss der Erhebungen
wird die Polizei der Staatsanwaltschaft einen Bericht vorlegen.
"Abreibung wegen interner Schwierigkeiten"
Das Opfer
hat laut Polizei Verletzungen an den Händen erlitten. Weiters bestehe ein
Verdacht auf einen Nasenbeinbruch. Ob die Fraktur kausal mit dem Vorfall in
Zusammenhang stehe, sei derzeit ebenso unklar wie das Tatmotiv. Laut Wieser
dürfte es sich "um eine Abreibung wegen interner Schwierigkeiten"
gehandelt haben. Ermittelt wird wegen des Verdachtes der Körperverletzung.
Das Opfer hat nichts gesagt
Die Kasernenwache habe von dem
Vorfall nichts bemerkt, "auch der betroffene Rekrut hat selbst nichts
gesagt", erklärte der Pressesprecher des Militärkommandos Salzburg,
Hauptmann Gerald Gundl. Der 20-Jährige sei am nächsten Tag zum Arzt
gegangen, der Mediziner habe dann Anzeige erstattet.
"Krasser Einzelfall"
Das Militärkommando untersucht
intern den Zwischenfall. Es stünde Aussage gegen Aussage, so der
Presseoffizier. "Wir sind an einer raschen Aufklärung interessiert. Es
handelt sich um einen krassen Einzelfall." Wann immer das Militär über
Mobbing unter den Soldaten in Kenntnis gesetzt werde, "wird sofort
dagegen vorgegangen, um solche Vorfälle zu vermeiden". Der
verletzte Rekrut wird in dem Militärspital von einem Heerespsychologen
betreut.