Erpressung
Student forderte 15 Mio. Lösegeld von Hotelier
24.11.2011
Familie des Unternehmers mit Mord- und Bombendrohungen in Angst versetzt.
Lösegeld von bis zu 15 Millionen Euro hat ein 27-jähriger Jusstudent und Web-Designer in 27 E-Mails von einem Salzburger Unternehmer im Frühling gefordert. "Oder du bist tot", schrieb der Absender - "die radikale Terrorfront". Gedroht wurde auch den beiden Kindern und der Frau des Hoteliers - mit Mord und Bomben-und Giftgasanschlägen. Die Drohung wurde mit täglich bis zu 40 Anrufen, mit SMS und Facebook-Einträgen untermauert. Der Wiener erhielt am Donnerstag am Landesgericht Salzburg eine unbedingte Haftstrafe von zweieinhalb Jahren - wegen versuchter schwerer Erpressung, gefährlicher Drohung und Stalking. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.
Der mittlerweile arbeitslose Notstandshilfebezieher, der seit Sommer in U-Haft sitzt, hatte der Hoteliersfamilie einen gehörigen Schrecken eingejagt. "Zuerst nahm ich das nicht ernst. Doch die E-Mails waren so bedrohlich, die Fotos so grausam, dass wir zum Schluss alle Angst hatten. In den Nächten war es am Unangenehmsten, ich musste das Handy abschalten. Das war kein Lausbubenstreich", schilderte der bekannte Hotelier dem Vorsitzenden des Schöffensenates, Richter Manfred Seiss. "Weil die Mails ins Büro unter 'cc' geschickt wurden, wusste auch jeder im Unternehmen davon. Alle hatten Angst, dass es eskaliert", sagte der Zeuge.
Bei einer Hausdurchsuchung wurden bei dem Beschuldigten Anleitungen zur Herstellung von Waffen sowie Spreng- und Giftstoffen gefunden, die er sich aus dem Internet heruntergeladen hatte. Diese beinhalteten auch Informationen über den Giftstoff "Sarin", der "bei dem U-Bahn-Anschlag 1995 in Tokio verwendet wurde", veranschaulichte Staatsanwältin Karin Sperling die Gefährlichkeit. Doch der bisher unbescholtene Student war heute sichtlich bemüht, seine Drohbotschaften zu verharmlosen, er bezeichnete sie als "Veräppelungstexte". "Die Mails habe ich vom Internet-Cafe aus geschrieben. Das war abstrus, das Dümmste, was ich jemals gemacht habe. Das waren idiotische Drohungen, die ich nie wahr machen würde."
Er habe keinesfalls jemanden töten oder erpressen wollen, beteuerte der Angeklagte. Sein Großvater habe ihm ja nach dessen Tod eine Erbschaft in der Höhe von rund 200.000 Euro hinterlassen, und die Anleitungen über Gift- und Sprengstoffe habe er sich nur aus Interesse besorgt. "Ich habe über ein Chemiestudium nachgedacht", meinte der 27-Jährige. Sein Verteidiger Karl Wampl meldete nach dem Urteil Berufung und Nichtigkeit an.
Zeugen sprachen bei dem Prozess gar von Forderungen in der Höhe von 35 und 100 Millionen Euro. Auslöser der skurrilen Erpressungsversuche waren offenbar Eintragungen im Facebook. Darin sei er von der Tochter des Hoteliers bedroht worden - ihrem Vater gehöre die Staatsanwaltschaft, und er solle blutig geschlagen werden, erzählte der Angeklagte. Doch die Studentin bestritt, Verfasserin des Textes gewesen zu sein. Der Beschuldigte habe sich mit ihr treffen wollen, was sie aber abgelehnt habe. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei. Dass er damals irgendwelche Mails im Facebook geschrieben hätte, stimme nicht, entgegnete der Wiener. "Es wurde erzählt, ich sei ein Stalker. Nach der zweiten Anzeige bin ich dann auf die irrsinnige Idee gekommen, irgendwelche Mails zu schreiben. Ich habe mich so geärgert, habe es aber übertrieben. Ich wollte ihnen nur zeigen, wie das ist, wenn man was Seltsames macht." Trotz der Drohungen war er so dreist, den Hotelier um einen Job zu fragen. Der lehnte ab.