Unfassbarer Fall in Salzburg
Bräutigam Minuten vor Hochzeit festgenommen
05.04.2019
Eine Frau wollte in Salzburg im Schloss Mirabell ihren Verlobten heiraten, jetzt wartet er auf seine Abschiebung.
This browser does not support the video element.
Es sollte der schönste Tag in ihrem Leben werden, doch er wurde zum Alptraum. Susanne B. war am Freitag bereits im Brautkleid im Schloss Mirabell angekommen und wollte in wenigen Minuten ihre große Liebe heiraten, doch dann kam die Polizei dazwischen. Ihr zukünftiger Ehemann aus Gambia wurde Minuten vor der Trauung in der Traumkulisse in Salzburg im Auftrag des Bundesamts für Fremdenwesen & Asyl (BFA) festgenommen.
In einem Video wurde die dramatische Situation festgehalten. Unter Tränen fleht die Braut die Beamten an: "Bitte lasst uns doch heiraten, bitte! Ich habe zwei Kinder!" Der zuständige Beamte muss aber auf die Festnahme bestehen, da es einen Auftrag von der Fremdenpolizei gebe und dies nur mit diesen Beamten geklärt werden könne. "Ich hab mit der Fremdenpolizei geredet. Sie müssen jetzt mit uns mitfahren, es findet keine Hochzeit statt", so der Beamte.
Susanne B. konnte es nicht glauben und flehte die Beamten unter Tränen an.
"Wir sind am Ende"
Anstatt mit seiner frischangetrauten Frau verließ der 32-jährige Bräutigam das Schloss Mirabell in Begleitung von Polizeibeamten. Der Schock und das Unverständnis waren groß. Grund für die Verhaftung sei ein negativer Asylbescheid des Gambiers. Doch dieses Argument will die Braut und ihre Familie im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten" nicht gelten lassen. "Wir sind am Ende", sagt die Schwester von Susanne B. Sie nennt diese Vorgangsweise eine "Schikane".
Und es ist tatsächlich wunderlich, warum die Polizei nur Minuten vor der Trauung eine Hochzeit crasht, die seit vier (!) Monaten beim örtlichen Standesamt angemeldet war und Eheschließungen von Drittstaatenangehörigen automatisch an das BFA weitergeleitet werden. "Und dann kommen die drei Minuten davor", so Susanne B. verständnislos.
Unverständnis und Rätselraten über Zeitpunkt der Festnahme
Warum der Zugriff so kurz vor der Hochzeit geschehen musste, ist fraglich, vor allem da es keine Auswirkungen auf den Aufenthaltstitel des Bräutigams gehabt hätte. Eine Eheschließung ändert am Asylstatus nichts. Wo genau der 32-Jährige nun ist, wollten weder Salzburger Polizei noch Innenministerium preisgeben - aus "Datenschutzgründen", wie die "SN" berichten.
Dass ein Bräutigam von seiner Hochzeit herausgerissen wird und auch noch im Standesamt festgenommen wird, ist für alle neu. "Wir haben das in Salzburg noch nie gehabt", sagt Franz Schefbaumer, der Leiter des Einwohner- und Standesamts gegenüber den "SN". Er wurde von Mitarbeitern über die dramatischen Szenen informiert und erklärt weiter, dass es zwar die Entscheidung der Polizei sei, wo man den Zugriff durchführe, aber zum Image eines Standesamts passe es nicht. "Weil wir wollen die Leute verheiraten und nicht verhaften", so Schefbaumer.