Bei einem europaweiten Schlag gegen eine Schleuserbande sind nach Ermittlerangaben mehr als 20 Menschen festgenommen worden.
Wien. Bei einem europaweiten Schlag gegen eine Schleuserbande sind nach Ermittlerangaben mehr als 20 Menschen festgenommen worden. Allein vier in Deutschland festgenommene Beschuldigte sollen für 120 Schleusungen mit mindestens 748 Geschleusten verantwortlich sein, wie die Bundespolizeiinspektion München und die Staatsanwaltschaft Traunstein am Mittwoch mitteilten. Zwei Menschen sollen bei einer Schleusung gestorben sein.
6 Festnahmen in Österreich
Im Rahmen der europaweiten Aktion kam es auch in Österreich zu umfangreichen Maßnahmen, darunter Hausdurchsuchungen, Festnahmen und Sicherstellungen. In Wien wurde ein 24-jähriger syrischer Staatsbürger von Bediensteten der Fremden- und Grenzpolizei (FPG) Ilz wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Schlepperei festgenommen. Ebenfalls in Wien nahm das Bundeskriminalamt einen weiteren 24-jährigen syrischen Staatsbürger fest.
Zusätzlich wurden durch das Landeskriminalamt Burgenland drei syrische Staatsbürger im Alter von 37, 43 und 46 Jahren in Wien, basierend auf Anordnungen der Staatsanwaltschaft, festgenommen. In Innsbruck wurde eine weitere Person, ein syrischer Staatsbürger im Alter von 33 Jahren, durch das Landeskriminalamt Tirol, Ermittlungsbereich 10, unterstützend für das Landeskriminalamt Burgenland festgenommen.
Im Zuge der Hausdurchsuchungen konnten mehrere tausend Euro Bargeld, Mobiltelefone und Tablets sichergestellt werden. Weitere Informationen zu den laufenden Ermittlungen werden nach Fortschritt dieser zu gegebenem Zeitpunkt veröffentlicht.
„Durch den konsequenten Kampf gegen die Schleppermafia ist die illegale Migration in den letzten beiden Jahren massiv zurückgegangen", so Innenminsiter Gerhard Karner. "Internationale Vernetzung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind dabei wichtige Schlüsselfaktoren. Die Ermittler des Bundeskriminalamtes haben damit einmal mehr gezeigt, wie sehr ihre Fähigkeiten auch international gefragt sind“
Europaweiter Schlag
Die aus Syrien stammenden und in Deutschland festgenommenen Tatverdächtigen wurden bei einer Razzia in acht Wohnungen und Geschäftsräumen in Hannover, Leipzig und Duisburg gefasst. Bei den Männern im Alter von 31 bis 43 Jahren sei umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt worden, darunter bei den Schleusungen genutzte Smartphones und Computer. Gegen den 43 Jahre alten Mann werde auch wegen Anstiftung zum versuchten Mord in drei Fällen sowie wegen schweren Raubs ermittelt.
Parallel habe es koordiniert von einem Traunsteiner Oberstaatsanwalt Einsätze in mehreren europäischen Ländern gegeben. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Staatsanwaltschaft über die Zahl der mehr als 20 Festgenommenen hinaus keine Details nennen. Es seien europaweit aber mehr als 30.000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden.
Die vier in Deutschland Festgenommenen sollen pro Schleusung im Schnitt 4.500 Euro kassiert und so insgesamt rund 3,4 Millionen Euro eingenommen haben. Zu den beiden Todesfällen sei es bei einer Schleusung von Belarus nach Lettland gekommen.
Die Vielzahl der mutmaßlichen Schleusungen und deren Verzweigung in diverse europäische Länder zeigten deutlich, wie komplex die Ermittlungen gewesen seien und wie eng sich die beteiligten Behörden dabei hätten abstimmen müssen. Der Verdacht richte sich gegen ranghohe Schleuserorganisationen, die sich ihres international etablierten Schleusernetzwerks bedienten und über moderne Kommunikationsplattformen die Schleusungen von deutschen Wohn- und Geschäftsorten aus organisierten.
Die verfolgten Spuren führten den Angaben zufolge nach Serbien, Bosnien-Herzegowina, Österreich und in die Niederlande. Vorausgegangen sei eine internationale Zusammenarbeit von 13 Ländern, die sich zusammengeschlossen hätten, um das Schleusernetzwerk zu bekämpfen. Das österreichische Bundeskriminalamt kündigte für Donnerstag nähere Informationen an.