Von der Polizei eingesetzte Dolmetscher im Zeugenstand.
Schleppende Fortsetzung im Schlepper-Prozess am Dienstagvormittag am Landesgericht Wiener Neustadt: Sieben Angeklagte, denen Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung angelastet wird, trudelten nacheinander viel zu spät bei Gericht ein. Einer kam gar nicht, Richterin Petra Harbich ließ in einer Verhandlungspause in Wien eine Polizeistreife an seine Wohnadresse schicken.
Ergebnis: Der Angeklagte sei bereits um sechs Uhr in der Früh nach Wiener Neustadt aufgebrochen. Kurz vor 11.00 Uhr konnte die Richterin dann endlich das Beweisverfahren eröffnen. Der achte Angeklagte war (noch immer) nicht erschienen.
Die übrigen Angeklagten, von denen einige als Asyl-Aktivisten 2012/2013 bei der Besetzung der Wiener Votivkirche mitgemacht hatten und dann im Servitenkloster lebten, blieben bei ihren bisherigen Angaben. Diese lauteten sinngemäß so: Man habe Landsleuten aus Pakistan und Afghanistan "geholfen", sie "weitergeschickt" oder irgendwo "abgeholt", aber die meisten Anklagefakten ließ man nicht gelten.
Am Dienstag wurden die bei den Telefonüberwachungen von der Polizei eingesetzten Dolmetscher als Zeugen einvernommen. Die Verteidigung sowie die Angeklagten hatten nämlich Zweifel an der Richtigkeit der protokollierten Gespräche angezeigt. Eine Übersetzerin machte im Zeugenstand keine gute Figur. Sie musste eingestehen, dass sie über keine Dolmetsch- bzw. Übersetzer-Ausbildung verfügt. "Aber die Gespräche, die ich übersetzt habe, waren in meiner Muttersprache."
Der Schlepperprozess hatte Mitte März begonnen, wurde jedoch nach zwei Wochen vertagt. Grund waren Bedenken an den Übersetzungen von 10.000 Telefonüberwachungen.