Wonnemonat Mai

Wetter spielt total verrückt

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Es ist verrückt: Mitten im Mai feierte der Winter ein Comeback. Schnee, Regen, Überschwemmungen und Sturm halten das Land in Atem. Ein Feuerwehrmann starb im Einsatz.

Zehn Zentimeter Neuschnee in Obertauern, Kettenpflicht auf der Arlberg-Passstraße, Sturmböen bis 100 km/h und Dauerregen im Osten: Das Sauwetter will in Österreich kein Ende nehmen. Eigentlich hat der Frühling schon vor acht Wochen begonnen, doch jetzt packen alle wieder ihre Daunenjacken aus. Die Zahlen belegen: Es ist um fast fünf Grad kälter als im langjährigen Durchschnitt.

„Es schneit seit Samstag Mittag durch“, berichtet Christian Lürzer, Hotelier in Obertauern (Salzburg). Zehn Zentimeter fielen dort – mitten im Mai. Auch am Arlberg gab es zehn Zentimeter Neuschnee: „Auf der Straße von Stuben auf den Arlberg ist Schneefahrbahn“, schildert Hotelier Günter Pfefferkorn die Lage im noblen Wintersportort Lech. Ganz ähnlich die Situation in Flachau, der Tiroler Axamer Lizum und in Kitzbühel, wo überall fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee zusammengekommen sind.

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Neuer Hochwasser-Alarm im Osten Österreichs
Im Osten wurden am Wochenende Erinnerungen an den Rekord-Regen vom vergangen Donnerstag wach. Der Wienfluss verwandelte sich in einen reißenden Strom und führte Hochwasser. Der Wasserstand der March war so hoch, dass die niederösterreichisch-slowakischen Grenzübergänge geschlossen werden mussten und der Fährverkehr eingestellt wurde. In der Steiermark waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, um umgestürzte Bäume zu entfernen und Dächer zu sichern. Im Wechselgebiet kam ein Feuerwehrmann bei den Aufräumarbeiten ums Leben. Er wurde von einem 13 Tonnen schweren Einsatzfahrzeug überrolt.

Die Schanigartenbesitzer weinen aufgrund des anhaltenden Schlechtwetters. Karl Kolarik vom Schweizerhaus im Wiener Prater: „Wir werden im Mai rund 20 Prozent unseres Umsatzes verlieren.“ Jetzt wird es auch für die Ernteerträge dieses Jahres kritisch. Überall dort, wo die Obstbäume noch blühen, hat das schlechte Wetter extrem negative Auswirkungen. Die Bienen fliegen viel weniger, das bedeutet weniger Befruchtung und im Herbst weniger Ernte.

Mai ist heuer um 5 Grad zu kalt

In der Woche bis Pfingsten beruhigt sich das Wetter nur langsam. Die Niederschläge lassen am Dienstag kurzzeitig nach, Mittwoch und Donnerstag ist es schon wieder unbeständig. Die Temperaturen steigen nur langsam wieder an.

Für das Pfingstwochenende sind die Prognosen vorsichtig optimistisch: „Wir könnten am Freitag erstmals wieder an der 20-Grad-Marke kratzen“, sagt Liliane Hofer von der ZAMG. Zu Pfingsten wird es zwar keinen völlig ungetrübten Tag geben, und vom Badewetter bleiben wir weiterhin weit entfernt. Doch immerhin bleibt es weitgehend trocken. Am Samstag kann es an der Alpennordseite zu kurzen Schauern kommen, am Sonntag sollten wir davon verschont bleiben. Der Süden ist wetterbegünstigt.

Kältester Mai
Schon jetzt ist klar: Dieser Mai ist der kälteste im langjährigen Mittel (siehe Grafik). Dominik Jung, Meteorologe und Klima-Experte: „Es ist derzeit um 4,5 Grad kälter als im Mai-Schnitt der letzten zehn Jahre.“

Tourismus droht starkes Minus

Das miese Wetter spielt auch dem heimischen Tourismus übel mit. Am verregneten Himmelfahrts-Wochenende blieben viele Hotelbetten leer; Gleiches wird für Pfingsten befürchtet. Grund zur Panik sieht Sepp Schellhorn, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) aber nicht: „Die Feiertags-Wochenenden im Vorsommer wären ein schönes Zubrot, sind aber nicht saisonentscheidend.“

Volkswirtschaftlich sei das aktuelle wetterbedingte Tourismusloch ein „Nullsummenspiel“, sagt Tourismusforscher Peter Zellman. „Die Leute geben ihr Freizeitbudget dann halt anders aus.“ Und Gäste aus dem Ausland wären um diese Jahreszeit noch eine zu vernachlässigende Größe.

Schlechte Umsatzprognose
Sollte der Sommer heuer aber tatsächlich ausfallen, wie Meteorologen befürchten, müsste der von der Wirtschaftskrise ohnehin gebeutelte österreichische Tourismus ordentlich Federn lassen. Nach jetzigem Stand rechnet Schellhorn bei den Nächtigungen mit einem „knappen Minus“. Für die Umsätze sind die Prognosen schlechter. Im Winter gab es einen massiven Rückgang um 8,6 %. Für den Sommer hofft Schellhorn, „dass das Umsatzminus nicht zweistellig wird“.

Profitieren von Aschekrise
Der ÖHV-Präsident hofft jetzt auf „ein paar zusätzliche Werbe-Millionen“ von Wirtschaftsminister Mitterlehner. Gerade angesichts zunehmender Flug-Unsicherheit wegen der Vulkanasche könne Österreich in den Nahmärkten punkten. „Wichtig ist aber, dass die Gäste nicht durch uns durch nach Slowenien oder Südtirol fahren“, betont Schellhorn die Bedeutung verstärkter Werbung.

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