Viele verpassen Fest

Schneechaos: Österreich macht's besser

21.12.2010

Hunderte Österreicher sitzen in Europa fest – bei uns funktioniert's.

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"In London Heathrow herrscht totales Chaos. Mein Flug nach Wien ist ausgefallen, den nächsten bekomme ich für 25. Dezember. Ich werde Weihnachten nicht bei meiner Familie sein", sagt die 24-jährige Modestudentin Kristina Kraft aus Loidesthal (NÖ).

Heathrow weiter gesperrt
Wie Kraft geht es in Europa Hunderten Österreichern: Wegen des Schneechaos und der Flugausfälle sitzen sie in fremden Städten fest und wissen nicht, ob sie am Heiligen Abend zu Hause sein werden. Die meisten Österreicher sitzen in London fest: Heathrow war am Dienstag den vierten Tag in Folge lahmgelegt. Nur 30 Prozent der Flüge wurden abgefertigt, Hunderte Passagiere lagen auf Isomatten. "Man wird aufgefordert, gar nicht zum Flughafen zu fahren", sagt Kraft.

Wien: Hunderte sitzen fest
Auch in Frankfurt, Brüssel und Paris regiert weiter das Chaos. In Frankfurt stand auch heute wieder stundenlang alles still, 300 Flüge fielen aus. Hauptproblem: Nicht nur in Brüssel gingen die Enteisungsmittel aus. Jene, die per Zug heim nach Österreich wollten, erlebten das nächste Chaos: Überfüllte Waggons, Passagiere prügelten sich sogar um Sitzplätze, Hunderte Züge blieben stecken.

Da die großen Airports nicht angeflogen werden können, kommen die Passagiere auch nicht aus Wien weg. "In der Nacht auf Montag waren es 1.000 Passagiere. Am Dienstag hat sich die Situation gebessert", sagt Michael Braun von der AUA. "Wir können die Flughäfen nicht anfliegen. Das ist ärgerlich, weil wir startklar wären." Die Wintererfolgsmodelle von AUA und ÖBB werden europaweit beneidet.

EU rügt Betreiber
Die EU hat jetzt die Betreiber der Flughäfen gerügt. Nur zehn Zentimeter Neuschnee reichten aus, um Frankfurt, London, Brüssel und Paris ins Chaos zu stürzen. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas tobt: "Die Flughäfen waren nicht ausreichend vorbereitet."

ÖBB, AUA und Co. sind vorbildlich für Europa

Im Gegensatz zum restlichen Europa hat Österreich die Verkehrslage fest im Griff.

Es passiert nicht oft, aber dann umso intensiver: Ganz Deutschland beneidet dieser Tage den „kleinen Bruder“ Österreich. Sogar in der renommierten ARD-Sendung Tagesschau wird Österreich gelobt.

Der Grund: Während wegen der Schneefälle in Deutschland Flughäfen gesperrt sind, die Bahn kollabiert und auf den Straßen nichts mehr geht, trotzen Österreichs Verkehrsbetriebe dem Winter.

Die AUA konnte 95 Prozent aller Flüge durchführen. Am Flughafen Wien hat man die Schneemassen der vergangenen Tage fest im Griff: mit 500 Mann im Bereitschaftsdienst und einem ausgeklügelten SMS-System, das eine Räumung des Rollfelds binnen zehn Minuten nach Belagbildung einleitet. Und nur weil andere Flughäfen nicht angeflogen werden können, sitzen in Wien jetzt 200 Passagiere fest.

Ähnlich erfolgreich agieren die ÖBB. „Trotz der ex­tremen Wetterbedingungen haben wir uns als Bahn sehr gut geschlagen“, sagt ÖBB-Chef Christian Kern. Die Vorbereitungen bei den ÖBB für den Winter hätten voll gegriffen. Sensationell: Die Pünktlichkeit im Dezember liegt bei über 93 Prozent – im Vergleich zu europäischen Mitbewerbern ein Spitzenwert. Das sei auch die Folge des Wetter-Vorwarnsystems. Im Jahresschnitt liegt die Pünktlichkeit der ÖBB-Züge im Nahverkehr sogar bei 95,1 Prozent. So ist es wenig verwunderlich, dass sich derzeit deutsche Medien nach dem ÖBB-Erfolgsmodell erkundigen.

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