Kardinal Christoph Schönborn erwartet sich vom Papst-Besuch in Österreich neue Nachdenklichkeit über den Glauben.
Papst Benedikt XVI. wird bei seinem Österreich-Besuch kommende Woche kritische Schriften der Pfarrer-Initiative um Helmut Schüller entgegennehmen. Das kündigte Wiens Erzbischof Christoph Schönborn in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" Samstag Mittag an. Der Papst habe ihm versichert, die Anliegen schriftlich entgegenzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen.
Kein Treffen mit kritischen Priestern
Grundsätzlich warb
Schönborn um Verständnis dafür, dass es zu keinem Treffen des Heiligen
Vaters mit den kritischen Priestern kommen wird. Eine Pilgerreise sei nicht
das entsprechende Forum dafür. Man komme zusammen, um zu beten und zu
feiern. Und bei so einer kurzen Reise und so einem dichten Programm gebe es
keine Zeit für eine entsprechende Begegnung.
In Vorfreude auf die Visite des Heiligen Vaters spricht Kardinal Schönborn über lateinische Messen, Papst-Kritik und weitere Reisen. "Die Reden des Papstes werden lebensnah sein“, sagt der Kardinal im großen ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Welche thematischen Schwerpunkte wird der Papst in
den Reden setzen?
Christoph Schönborn: Sie können sicher
sein, dass sie sehr dicht, gehaltvoll und lebensnah sein werden. Bei Papst
Benedikt kommt, was er zu sagen hat, aus seinem großen Schatz an Erfahrung,
Wissen und an Vordenken.
Schreibt er die Reden selbst?
Natürlich bekommt er
Informationen von den Anliegen, die es bei den jeweiligen Stationen gibt.
Aber er erarbeitet seine Reden in einer bewundernswerten Weise selber.
Es gab im Sommer die Gerüchte, dass der Papst Maria Luggau besuchen
wird. War das wirklich sein Plan?
Er hat nur darüber gelacht, aber
es war nicht geplant. Es hat ihn amüsiert. Es ging ja das Gerücht herum, er
sei doch gekommen, in einem grauen Anzug, anonym. Er hat sehr gelacht
darüber.
Lesen sie auf der nächsten Seite: Pilgerfahrt nach Mariazell
Pater Schauer hat sich gewünscht, dass der Papst als Pilger auch zu Fuß
in Mariazell geht. Was wurde daraus?
Er wird beim Eingang zum Platz
aus dem Papamobil aussteigen und über den Platz zu Fuß gehen. Er ist nicht
der einzige 80-Jährige, der zur Basilika als Wallfahrer hinfährt und nicht
zu Fuß geht. Das wird man ihm nicht verargen, dass er keine Fußwallfahrt
nach Mariazell macht. Obwohl er früher ein guter Wanderer war und jetzt
jeden Tag seinen Spaziergang macht.
Es sind mehrere Feiern geplant. Gibt es auch lateinische Elemente?
Der
Papst ist vermutlich der unter den Kardinälen, der am besten Latein kann.
Ich habe so manche frei gesprochene lateinische Rede von ihm gehört. Das
Einzige ist die Vesper in Mariazell, die ist zum Teil lateinisch. Und der
Domchor singt natürlich Gloria und Credo lateinisch.
Erwarten Sie mahnende Worte vom Papst zur Situation der Kirche in
Österreich?
Ein guter Familienvater wird loben und ermutigen,
aber er wird uns auch sagen, was ihm Sorgen macht und worauf wir achten
sollen. Darüber kann man sich nur freuen, wenn man nicht blind und taub
gegen jede Kritik ist.
Wie nachhaltig ist so ein Papstbesuch?
Ich erwarte mir nicht,
dass 30.000 Menschen in die Kirche eintreten. Einem Kirchenaustritt geht
meistens ein längerer Weg der Distanzierung, Enttäuschung und
Anders-Orientierung voraus. Das Wichtigste an der Wirkung eines
Papstbesuches sind die feinen Töne, die nicht über die Lautsprecher zu hören
sind, sondern die in den Herzen geschehen. Ich erwarte mir vor allem, eine
Art neuer Nachdenklichkeit über den Glauben.
Welche Reisen plant Papst Benedikt in Zukunft noch zu unternehmen?
Es
ist die Rede davon, dass er nächstes Jahr zu den Vereinten Nationen nach New
York reisen wird. Und auch nach Lourdes.
(eba)