Papst-Besuch

Schönborn erwartet lebensnahe Reden

31.08.2007

Kardinal Christoph Schönborn erwartet sich vom Papst-Besuch in Österreich neue Nachdenklichkeit über den Glauben.

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© APA/Pfarrhofer
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Papst Benedikt XVI. wird bei seinem Österreich-Besuch kommende Woche kritische Schriften der Pfarrer-Initiative um Helmut Schüller entgegennehmen. Das kündigte Wiens Erzbischof Christoph Schönborn in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" Samstag Mittag an. Der Papst habe ihm versichert, die Anliegen schriftlich entgegenzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen.

Kein Treffen mit kritischen Priestern
Grundsätzlich warb Schönborn um Verständnis dafür, dass es zu keinem Treffen des Heiligen Vaters mit den kritischen Priestern kommen wird. Eine Pilgerreise sei nicht das entsprechende Forum dafür. Man komme zusammen, um zu beten und zu feiern. Und bei so einer kurzen Reise und so einem dichten Programm gebe es keine Zeit für eine entsprechende Begegnung.

In Vorfreude auf die Visite des Heiligen Vaters spricht Kardinal Schönborn über lateinische Messen, Papst-Kritik und weitere Reisen. "Die Reden des Papstes werden lebensnah sein“, sagt der Kardinal im großen ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Welche thematischen Schwerpunkte wird der Papst in den Reden setzen?
Christoph Schönborn: Sie können sicher sein, dass sie sehr dicht, gehaltvoll und lebensnah sein werden. Bei Papst Benedikt kommt, was er zu sagen hat, aus seinem großen Schatz an Erfahrung, Wissen und an Vordenken.

Schreibt er die Reden selbst?
Natürlich bekommt er Informationen von den Anliegen, die es bei den jeweiligen Stationen gibt. Aber er erarbeitet seine Reden in einer bewundernswerten Weise selber.

Es gab im Sommer die Gerüchte, dass der Papst Maria Luggau besuchen wird. War das wirklich sein Plan?
Er hat nur darüber gelacht, aber es war nicht geplant. Es hat ihn amüsiert. Es ging ja das Gerücht herum, er sei doch gekommen, in einem grauen Anzug, anonym. Er hat sehr gelacht darüber.

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Pater Schauer hat sich gewünscht, dass der Papst als Pilger auch zu Fuß in Mariazell geht. Was wurde daraus?
Er wird beim Eingang zum Platz aus dem Papamobil aussteigen und über den Platz zu Fuß gehen. Er ist nicht der einzige 80-Jährige, der zur Basilika als Wallfahrer hinfährt und nicht zu Fuß geht. Das wird man ihm nicht verargen, dass er keine Fußwallfahrt nach Mariazell macht. Obwohl er früher ein guter Wanderer war und jetzt jeden Tag seinen Spaziergang macht.

Es sind mehrere Feiern geplant. Gibt es auch lateinische Elemente?
Der Papst ist vermutlich der unter den Kardinälen, der am besten Latein kann. Ich habe so manche frei gesprochene lateinische Rede von ihm gehört. Das Einzige ist die Vesper in Mariazell, die ist zum Teil lateinisch. Und der Domchor singt natürlich Gloria und Credo lateinisch.

Erwarten Sie mahnende Worte vom Papst zur Situation der Kirche in Österreich?
Ein guter Familienvater wird loben und ermutigen, aber er wird uns auch sagen, was ihm Sorgen macht und worauf wir achten sollen. Darüber kann man sich nur freuen, wenn man nicht blind und taub gegen jede Kritik ist.

Wie nachhaltig ist so ein Papstbesuch?
Ich erwarte mir nicht, dass 30.000 Menschen in die Kirche eintreten. Einem Kirchenaustritt geht meistens ein längerer Weg der Distanzierung, Enttäuschung und Anders-Orientierung voraus. Das Wichtigste an der Wirkung eines Papstbesuches sind die feinen Töne, die nicht über die Lautsprecher zu hören sind, sondern die in den Herzen geschehen. Ich erwarte mir vor allem, eine Art neuer Nachdenklichkeit über den Glauben.

Welche Reisen plant Papst Benedikt in Zukunft noch zu unternehmen?
Es ist die Rede davon, dass er nächstes Jahr zu den Vereinten Nationen nach New York reisen wird. Und auch nach Lourdes.

(eba)

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