Merkels Laufzeitverlängerung für Uralt-AKWs könnte uns Tschernobyl II bescheren.
Das deutsche Atomkraftwerk Isar 1, Baujahr 1979, nur hundert Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, hätte 2011 abgeschaltet werden sollen. Jetzt soll es weiterlaufen.
Dabei ist es noch gefährlicher, als bisher bekannt. Das zeigt eine neue Studie des Risikoforschers Wolfgang Kromp im Auftrag der Länder OÖ, Wien, NÖ und Salzburg. Eine Nachrüstung ist unmöglich. „Ich habe die Studie an alle Behörden Deutschlands geschickt. Sie dürften einem weiteren Betrieb nicht zustimmen“, so Oberösterreichs grüner Umweltlandesrat Rudi Anschober zu ÖSTERREICH.
Der Boden würde einfach durchschmelzen
Die Studie, die ÖSTERREICH vorliegt, zeigt, wie uns ein zweites Tschernobyl drohen könnte: Im Wesentlichen funktioniert ein Atomkraftwerk wie eine Dampfmaschine. Mittels Kernreaktion wird Dampf erzeugt, der mit hohem Druck eine Turbine antreibt, die mittels Generator Strom erzeugt.
Die Dampferzeugung findet im Reaktordruckbehälter statt – der im Fall von Isar 1 von Anfang an enorme Mängel aufwies:
- Der verwendete Stahl ist minderwertig.
- Die Schweißnaht zum Boden ist nur für die Hälfte des Drucks dimensioniert, dem sie im Betriebszustand standhalten muss.
- Die Auswirkung der Radioaktivität auf das Material ist nicht ausreichend berücksichtigt: „Sprödbrüche und damit katastrophales Versagen des Reaktordruckgefäßes wären schon bei höheren Betriebstemperaturen möglich.“
- All das hätte man schon früher wissen können: „Bei der Genehmigung des baugleichen Reaktors Zwentendorf in Österreich stellte sich heraus, dass das Reaktordruckgefäß nicht einmal den Anforderungen für gewöhnliche Druckgefäße laut Dampfkesselverordnung genügte.“
- Brandgefährlich auch die Rohrleitungen in Isar 1: „Ein Leck im Kühlkreislauf führt zum Austritt von radioaktivem Dampf in die Umgebung.“
- Das Sicherheitsgefäß, das den Austritt von Radioaktivität verhindern soll, ist ein Witz: „Kurz nach dem Versagen des Reaktordruckbehälters erfolgt das Durchschmelzen des Stahlbodens des Sicherheitsbehälters.“
Anschober will jetzt ein Krisentreffen mit allen Landesräten, NGOs und ÖVP-Umweltminister Niki Berlakovich, den er scharf kritisiert: „Warum verhandelt er nicht längst direkt mit der deutschen Regierung?“