Über Vater und Mutter - beide Syrer, die noch drei weitere Kinder haben - wurde wegen des Verdachts des Mordversuchs die U-Haft verhängt. Das erst zwei Monate alte Opfer, ein kleines Mädchen, ist nur noch dank der Betreuung und der medizinischen Geräte am Leben.
Wien. Wegen schwerer Kindesmisshandlung wurden am Sonntag ein 26-jähriger Vater und die Mutter (22) eines Säuglings - die insgesamt sechsköpfige Flüchtlingsfamilie lebte in der Brigittenau - in Untersuchungshaft genommen. Wie berichtet, war ihr jüngstes Kind, ein Mädchen, kurz vor Weihnachten mit einem schweren Schütteltrauma in kritischem Zustand ins Spital gebracht worden. Dabei machten die Eltern widersprüchliche Angaben - ihre 5-jährige Tochter sei auf das Baby gestürzt, was aber überhaupt nicht mit dem Verletzungsmuster und älteren Blessuren zusammenpasst -, sodass die beiden Syrer am Freitag festgenommen wurden.
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Das Baby kämpfte auch am Sonntag im Spital um sein Leben, ist aber oe24-Infos zufolge ohne medizinische Geräte nicht mehr lebensfähig. Alle hoffen dennoch auf ein Wunder.
Die Ermittlungen, die das Landeskriminalamt am 20. Dezember übernommen hat, werden indes wegen Mordversuchs geführt. Weil sich der Verdacht der Eltern, etwas mit den schweren Verletzungen des Kindes zu tun zu haben, erhärtete, wurde noch am Samstag von der Staatsanwaltschaft Wien die U-Haft beantragt, die dann am Sonntag wegen Tatbegehungsgefahr verhängt wurde
Vater voll aggressiv - Mutter schiebt Schuld weiter auf fünfjährige Tochter
In den ersten Vernehmungen gaben die Eltern an, dass die fünfjährige Schwester über den Säugling gestürzt wäre, wodurch die Verletzungen entstanden sein sollen. Weitere medizinische Untersuchungen ergaben jedoch, dass auch ältere Verletzungen des zwei Monate alten Kindes nachweisbar waren und auch die Schwere der Verletzungen nicht mit dem behaupteten Sturz erklärbar war, wie die Ermittler der Gruppe Gradinger vom LKA Wien, Außenstelle Zentrum Ost, festgestellt haben. Laut Polizeisprecher Philipp Haßlinger wurden nämlich auch ältere Rippenfrakturen festgestellt.
Aufgrund dieser neuen Ermittlungserkenntnisse ordnete die Staatsanwaltschaft dann die Festnahme der Eltern an, die am Freitag durch die Kriminalpolizei vollzogen wurde. Vor Gericht gaben die beiden Syrer keine Erklärung ab. Der Mann machte vor der Polizei bisher keine Angaben, ist voll aggressiv und nicht einvernahmefähig, die Frau beschuldigte die fünfjährige Tochter weiterhin, für die Verletzungen an der kleinen Schwester verantwortlich zu sein.
Drei Geschwister laut Jugendamt "hoch belastet"
Gleich nachdem der Säugling ins Krankenhaus eingeliefert wurde, übernahm die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Magistratsabteilung 11 (MA 11) die Obhut über die drei weiteren Kinder des Paares. Sie wurden nach Untersuchungen in einem Krankenhaus anschließend in ein Krisenzentrum gebracht. Das jüngste Kind - alle drei befinden sich im Kleinkinderalter - kam in einer Krisenpflegefamilie unter, sagte MA 11-Sprecherin Ingrid Pöschmann der APA. Da keine Angehörigen ausfindig gemacht werden konnten, befinden sich die drei nach wie vor bei der Behörde. Die Kinder seien "hochbelastet gewesen", waren aber körperlich unversehrt. In dem Krisenzentrum sollen sie nun Halt und Sicherheit erfahren und zur Ruhe kommen.
Die Familie war der MA 11 noch nicht bekannt. Weitere Ermittlungen, insbesondere ob auch gegen die anderen Kinder Gewalt ausgeübt wurde, dauern laut Polizei an.