Schul-Rebell

Schulstart: Abrechnung mit dem Schulsystem

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83.000 Taferlklassler ab heute in der Schule: Experte Salcher fordert Reformen.

Es wird wohl einer der aufregendsten Tage ihres Lebens – am Montag gehen 83.000 Taferlklassler in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland erstmals in die Schule (die anderen Bundesländer starten erst nächste Woche). Sie wird einiges Neues in ihrer Schullaufbahn erwarten. Bereits im Schuljahr 2012/13 gibt es einige Neuerungen:

  • Neue Mittelschule: Sie wird erstmals zur Regelschule (ist also kein Schulversuch mehr) und weiter ausgebaut. Insgesamt wird es die Neue Mittelschule ab heute an 698 Standorten mit 3.356 Klassen geben.
  • Mehr Ganztagsbetreuung: Ab diesem Schuljahr können mehr als 116.000 Schüler ganztägig betreut werden. Bei Pflichtschülern liegt der Betreuungsgrad derzeit bei 14 Prozent.
  • Neue Matura: Im kommenden Jahr werden nun auch in Deutsch und Mathematik standardisierte Reifeprüfungen als Schulversuche stattfinden.
  • Pflichtschulabschluss: Er kann ab heute kostenfrei nachgeholt werden. 1.700 Plätze stehen derzeit zur Verfügung.

Bildungsexperte Salcher kritisiert unser Schulsystem
Dem Schul-Experten Andreas Salcher gehen diese Reformen aber noch nicht weit genug: In seinem neuen Buch Nie mehr Schule attackiert er das derzeitige Schul-System.

Seine Kritik: Immer noch würden Schüler aus Migrantenfamilien schlechtere Leistungen erbringen, würden künstlerische Begabungen von Kindern verkümmern, Lehrer an längst überholten Unterrichtsmethoden festhalten. Österreich sei ein „Land der Analphabeten“. Salcher fordert: Wir brauchen eine neue Schule.
 

"Sind ein Land der Analphabeten"

Seit Jahren nimmt Andreas Salcher das Schulsystem unter die Lupe und gilt als einer der erfahrensten Bildungsexperten des Landes: Mit Nie mehr Schule erscheint heute das neueste Buch von Andreas Salcher. Seine wichtigsten Aussagen.

Wir haben das viertteuerste Schulsystem der ganzen Welt
Immer wieder wird der Ruf nach zusätzlichen Geldern für die Schulen laut. Zu Unrecht, wie Salcher findet.

  • Schule viel zu teuer: „Wir haben derzeit das viertteuerste Schulsystem der Welt und sind auf dem besten Weg, das teuerste zu schaffen.“ Allerdings: Das Geld kommt nicht dort an, wo es hinsoll.
  • Zu viele Lehrer:Zwischen 1971 und 2011 hat sich die Zahl der Lehrer in Österreich fast verdoppelt. Die Zahl der Schüler allerdings blieb annähernd gleich. Hinzu kommt ein „absurdes Lehrerdienstrecht, das in 17 Gesetze und Verordnungen geregelt ist.“

Unsere Schüler sind viel zu schlecht ausgebildet

  • Kaum Lesekompetenz: „Wir sind ein Land der Analphabeten“, provoziert Salcher. Laut PISA 2006 können 21 % der Kinder nicht sinnerfassend lesen.
  • Nicht geeignet für den Job: Die Folge ist klar: „Acht von zehn Bewerbern um eine Lehrstelle scheitern bei den Aufnahmetests.“ Salcher bezeichnet Österreich als „Land der Hilfsarbeiter.“
  • Keine Talenteförderung: Der Experte meint außerdem: „Es ist eine nationale Schande, dass nicht einmal jedes Kind, das über Talente verfügt, auch tatsächlich einen Platz in einer öffentlichen Musikschule erhält.“

Rütteln an den Grundfesten der „tödlichen Schule“

  • Teufelskreis durchbrechen: Salcher fordert: „Nie mehr 50-Minuten-Stunden. Nie mehr Pausenglocke. Nie mehr ein ganzer Tag ohne körperliche Betätigung.“
  • Team-Teaching: Lehrer sollen künftig im Team arbeiten und sich gegenseitig unterstützen, Unterrichtsfächer nicht mehr strikt voneinander getrennt werden.
  • Schüler besser fördern: „Alle Schüler haben viele Talente. Sie haben ein Recht darauf, dass diese maximal gefördert werden“, ist Salcher überzeugt. Individuell soll jeder Schüler immer wieder Feedback bekommen und so optimal gefördert werden.

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