Ermittlungen
Schutzgeld-Krimi um Tierschützer
07.08.2008
In der Tierschutz-Causa ermittelt die Polizei nun wegen Erpressung. Der Vorwurf: Ein Verein soll seine Partner unter Druck gesetzt haben.
Der Krimi um die seit Mai inhaftierten Tierschützer ist um eine Facette reicher: Nun wurde bekannt, dass die Polizei Ermittlungen wegen Schutzgeld-Erpressung aufgenommen hat. Konkret geht es um die Tierschutzkontrollstelle, die beispielsweise überprüft, ob in Freilandeier-Verpackungen auch tatsächlich Freilandeier drin sind.
Tarnunternehmen
Die als GmbH geführte „Kontrollstelle für
artgemäße Nutztierhaltung“ steht demnach unter Verdacht, ein Tarnunternehmen
zu sein, das Geld für eine kriminelle Organisation beschafft. Der Verein
gegen Tierfabriken (VGT) – einer von drei namhaften Trägern dieses im Jahr
1995 ins Leben gerufenen Qualitätsinstruments – zitiert in einer Aussendung
einen Anlassbericht der Polizei: „Es wird davon ausgegangen, dass die
Kontrollstelle als Geldgeberin einer kriminellen Organisation fungiert, die
unter dem Pseudonym Animal Liberation Front fortgehend Anschläge, z.B. gegen
Filialen von Bekleidungsketten, durchführt.“
Einvernahmen
Laut VGT-Geschäftsführer Harald Balluch wurden die
Geschäftspartner der Kontrollstelle polizeilich einvernommen sowie
Eierproduzenten und Supermarktketten zum Gespräch geladen. „Das ist ein
unglaubliches Vorgehen, das Tierschutzorganisationen erneut in Misskredit
bringt. Denn was sollen sich unsere Partner denken, wenn sie von der Polizei
gefragt werden, ob sie von uns erpresst worden sind“, schäumt Balluch über
den laut ihm frei erfundenen Kriminalfall.
Haftprüfung
Hoffnung, bald aus der U-Haft entlassen zu
werden, gibt es indes für Martin Balluch, den Hauptverdächtigen der zehn
festgenommenen Tierschützer: „Da die Einvernahmen fast abgeschlossen sind,
fällt die Verdunkelungsgefahr weg. Und durch neue Erkenntnisse dürften die
Anschuldigungen widerlegt sein“, erklärt sein Bruder Harald. Und: „Daher
stellen wir einen Antrag auf vorzeitige Haftprüfung, der für Martin nur
positiv ausfallen kann.“ Bis dahin bleibt der Tierschützer aber in der
Krankenanstalt der Justizanstalt Josefstadt, wo er sich die Zeit mit seinem
Mithäftling Helmut Elsner beim Schach spielen vertreibt.