Initiative von Ordensschwestern läuft seit einem Jahr.
"Solwodi" bedeutet "Solidarity with Women in Distress". Konkret in Wien bedeutet es eine Anlaufstelle für (Zwangs-)Prostituierte in Not. Seit einem Jahr betreibt der Verein "Solwodi" in der Bundeshauptstadt ein Schutzhaus, in dem zur Zeit sieben Frauen mit ebenso vielen Kleinkindern untergebracht sind. Betrieben wird das auf fünf Jahre abgesicherte Projekt von sechs Frauen-Ordensgemeinschaften. Ziel ist es, weitere Schutzhäuser einzurichten, betonte Schwester Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Frauenorden, im APA-Gespräch im Vorfeld des EU-Tages des Menschenhandels am Freitag.
"Der Bedarf wäre in Wien und in anderen Bundesländern, vor allem in grenznahen Bereichen, vorhanden", erklärte Mayrhofer. Weitere Projekte müssten aber finanziell abgesichert sein, ergänzte sie. "Es gibt durchaus Personen, die interessiert sind, in diesem Bereich zu arbeiten."
Das "Solwodi"-Schutzhaus unterscheidet sich von anderen ähnlichen Einrichtungen unter anderem dadurch, dass die Aufnahme der Frauen nicht davon abhängig ist, ob sie mit den Behörden zur Verfolgung der Täter zusammenarbeiten. Opfer von Frauenhandel werden von anderen Organisationen an "Solwodi" vermittelt: von Streetworkern, dem Verein EXIT, der den Menschenhandel aus Afrika bekämpft, der Magistratsabteilung 15 (MA 15, Gesundheitsamt, Anm.) bis hin zu anderen kirchlichen Organisationen.
Der bei weitem größte Teil der Frauen arbeitet illegal, betonte Schwester Patricia Erber, Obfrau des Vereins "Solwodi Österreich". Bei bis zu 90 Prozent der im Rotlichtmilieu tätigen Frauen in Wien spreche man von Zwangsprostituierten. Die Stadt sei wie eh und je ein Zielpunkt, aber auch ein Knotenpunkt für Menschenhändler, die weiter nach Westeuropa fahren wollen.
Nur wenige der Frauen sagen tatsächlich gegen ihre Peiniger aus, erklärten Mayrhofer und Erber. "Viele Opfer sind so eingeschüchtert, verletzt, auch psychisch", schilderte die "Solwodi"-Obfrau. Die Geschichten, welche die Opfer erzählen, nehmen die Betreuerinnen sehr mit. Ein Beispiel: Eine junge Frau sei von ihrem Vater verkauft worden. Er kam wöchentlich ins Bordell, in dem seine Tochter arbeitete, und bekam sein Geld. Er sei der Zuhälter seiner Tochter gewesen, so Erber. "Letztlich sagte die Bordellbesitzerin: 'Ich helfe dir'."
"Welche Familie verkauft die eigene Tochter? Doch nur eine in extremer Not", sprach Mayrhofer eines der Kernprobleme des Menschenhandels an. "Wenn sich die soziale Situation in den Herkunftsländern der Opfer bessert, gibt es weniger Möglichkeiten für Menschenhändler", zeigte sich die Ordensfrau überzeugt.
Doch auch hierzulande könnte man Mayrhofer zufolge Frauenhändlern etwas das Wasser abgraben, so Mayrhofer. "Ich verwende mich vehement dafür, Asylwerbern den vollen Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen", sagte sie, machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass es auch Frauen aus EU-Staaten nicht einfach gemacht werde, wenn es um den Zugang zum Arbeitsmarkt geht. Der freie Zugang sei wenig mehr als Theorie.
Zentral sei die Bildungsfrage. "Wo Frauen Zugang zu Bildung haben, machen sie einen Schritt aus der Not", erläuterte Mayrhofer. "Frauenbildung verändert die Gesellschaft." Dazu forderte die Ordensschwester längere Bedenkzeiten für Opfer von Frauenhändlern, ob sie die Täter verfolgen wollen, Entschädigungen für die Opfer, eine Beschleunigung der Asylverfahren und den Zugang zum Arbeitsmarkt.