Die Schweinegrippe explodiert. Im AKH musste nun eine Operation abgeblasen werden, weil das Ärzteteam an Grippe erkrankt war.
Österreich hat Grippe – nur am Gesundheitsministerium ist das Faktum offenbar spurlos vorübergegangen. Noch am Montagabend meldete die Internet-Seite des Ministeriums: 493 H1N1-Fälle. Dann gestand ein Sprecher kleinlaut ein: „Wir schätzen, dass derzeit 20.000 Menschen erkrankt sind.“
Damit bekennt das Ministerium endlich Farbe. Schon Freitag (10.000 Fälle) und Montag (15.000 Kranke) hatte ÖSTERREICH aufgedeckt, dass die offiziellen Zahlen nicht stimmen können. Jetzt hat das auch das Ministerium erkannt …
AKH-Ärzte erkrankt
Wie dramatisch die Situation ist, zeigte
sich am Montag in Wien. Da erreichte das Virus Österreichs größtes Spital,
das AKH. Direktor Reinhard Krepler bestätigt: „Ja, es gibt erste
Erkrankungsfälle bei Ärzten und Pflegepersonal. Er schränkt aber ein: „Es
handelt sich um keine schweren Fälle, sondern nur um wenige Erkrankungen,
die den Bevölkerungsdurchschnitt widerspiegeln.“
Operation abgesagt
Trotzdem schrillen beim Personal die
Alarmglocken. Denn die Erkrankungen wirken sich auf den laufenden Betrieb
aus. Bei einem Patienten (Name der Redaktion bekannt) musste gestern sogar
eine Operation verschoben werden – Minuten vor einem kardiologischen
Eingriff. Der behandelnde Arzt lag mit hohem Fieber im Bett.
„Schweinegrippe“, so die erste Diagnose. Am Abend dann leichte Entwarnung:
„Nur“ eine normale Grippe.
Das Interview mit dem Patienten
ÖSTERREICH: Montag früh hätte eine Ablation (Entfernen eines Bindegewebes) bei Ihnen durchgeführt werden sollen, was genau passierte? Patient: Der Termin wurde vor zwei Monaten fixiert. Nachdem ich Montag früh den Katheder gesetzt bekommen habe, hieß es plötzlich „Stopp“. Ich war geschockt. Ich war schon am Weg zur OP. ÖSTERREICH: Wie wurde der Abbruch begründet? Patient: Man sagte mir, die Schweinegrippe sei im AKH ausgebrochen, ein Eingriff sei daher an dem Termin nicht möglich. ÖSTERREICH: Wie haben Sie reagiert? Patient: Ich hatte Angst, weinte, dann tröstete mich ein Arzt und gab mir einen Ersatztermin. Später hieß es, mein Arzt hätte die „normale Grippe“. |
Ärzte geben nicht mehr die Hand
Auch die Patienten spüren
ein verändertes Verhalten bei Ärzten und Pflegepersonal. So berichten
Patienten, dass ihnen nicht mehr die Hände geschüttelt werden.
Nur 100 geimpft
Seit 27. Oktober können sich die 300.000
Berufstätigen in österreichischen Gesundheitseinrichtungen gegen das
H1N1-Virus impfen lassen, sie waren österreichweit die Ersten, die die
Möglichkeit einer Impfung nutzen konnten. Bis zum Monatsende hatten von
den rund 30.000 im Wiener Krankenanstaltenverbund Beschäftigten nur rund 100
von dem Angebot Gebrauch gemacht, in der Steiermark waren es 203 Ärzte und
Pfleger, im Burgenland 450. Tirol meldete 270.