Jagd-Drama um Hirsch

Schweizer tötet "Heinrich den XIV."

21.08.2012

Jagd-Tourist erschießt Maskottchen - Abschuss direkt neben Siedlung.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Entsetzen, Trauer, Wut: Im kleinen Ort Batschuns würden die Leute einem Waidmann jetzt statt dem berühmten Halali am liebsten gehörig den Marsch blasen: Der Schweizer Jäger hat ausgerechnet Heinrich XIV. erschossen. Der Liebling aller, das Dorfmaskottchen, ist tot. Der kapitale Hirsch, ein 230 Kilo schwerer 14-Ender, erlag in den frühen Abendstunden einem klassischen Blattschuss.

Heinrich kam sogar 
in die Hausgärten
Seitdem ist die Welt in Batschuns nicht mehr in Ordnung. Nicht nur die drei Kinder von Markus Markstaler sind traurig. Sie kannten Ludwig XIV. von klein auf, freuten sich, wenn der Einzelgänger im Garten vorbeischaute und ein paar Äpfel stibitzte. Heinrich war ohne Scheu und zum richtigen Menschenfreund geworden.

Schuss fiel 150 Meter 
neben Wohnhäusern
Bis zu einem Jagdtouristen aus der Schweiz scheint sich dies jedoch nicht he­rumgesprochen zu haben. Und auch nicht zum eigentlichen Jagdpächter, der beim Gemetzel am Waldesrand mit dabei war und sich den Abschuss von Heinrich für teures Geld hat bezahlen lassen.

Was die Freunde des getöteten Hirsches besonders aufregt, ist die Tatsache, dass der 14-Ender nur 150 Meter von einer Wohnsiedlung entfernt abgeschossen wurde. Rund 20 Kinder leben dort – sie alle kannten Heinrich XIV. „Es geht nicht nur um die Gefahr für die Kinder, dieser Abschuss war pietätlos“, sagt Markus Markstaler: „Außerdem müssen wir den Kleinen jetzt erklären, wo der Heinrich abgeblieben ist.“

Auch Bürgermeister Josef Mathis ist sauer: „Ich hätte mir wenn schon einen Abschuss in freier Wildbahn und nicht an einer Siedlung gewünscht. Rechtlich ist zwar alles in Ordnung, aber die Trauer in unserem Ort ist tatsächlich groß“, sagt er.

Jagdaufseher sah in
 Heinrich eine Gefahr
Der Jagdaufseher versteht die ganze Aufregung nicht. „Der Hirsch war eine nicht zu unterschätzende Gefahr für den Straßenverkehr. Er hat die Straße sehr oft und gerne passiert“, behauptet Rainer Vith.

Anrainer: „Vermissen den Heinrich“
ÖSTERREICH:
Sie haben den Abschuss des Hirsches pietätlos genannt, warum?
Markstaler:
Weil das auch unsere kleinen Kinder mitbekommen haben. Das muss doch wirklich nicht sein.

ÖSTERREICH: Wie haben die Kleinen auf die Nachricht reagiert?
Markstaler:
Sie fragen immer wieder nach Heinrich, können nicht glauben, dass Menschen so ein zutrauliches Tier töten. Wir hier vermissen alle unseren Heinrich XIV.

Zur Vollversion des Artikels