Tragödie in Salzburg
Selbstmord wegen 20 Euro
23.06.2010
Die Polizei suchte vier Wochen lang nach dem „Ausreißer“. Seine Mutter erfuhr am Mittwoch erst aus den Medien vom Tod ihres Sohnes.
Marco B. (15) war ein typischer Bursch der Salzburger Vorstadt. Der gebürtige Bosnier wuchs in einer Arbeitersiedlung im Stadtteil Liefering auf, hing mit Freunden gerne in den nahen Shopping-Centern herum. Dann der 26. Mai: Marco ließ sich im Übermut dazu hinreißen, im Kaufland-Supermarkt von Freilassing (D) eine Flasche Parfum im Wert von 20 Euro mitgehen zu lassen. Der Teenager wurde prompt erwischt.
„Kopfwäsche“
Die Polizei nahm den Schüler, gegen
den zuvor nie etwas vorgelegen hatte, mit und rief die Eltern an. Mutter
Dragica B. radelte nach Deutschland, holte ihren Sohn von der Polizei ab und
wusch ihm ordentlich den Kopf. Dann trennten sich die Beiden: Marco sollte
den Bus zurück nehmen, die Mutter mit dem Rad fahren.
Scham
Dann rief er die Mutter an. Dragica B.: „Er hat gesagt, er
ist in einer halben Stunde da. Ich habe gesagt: ‚Du kommst in zehn Minuten!‘
Dann hat er aufgelegt und ist aus Scham und Angst nicht heimgekommen.“
Verzweifelte Suche
Die Familie war verzweifelt, hängte im ganzen
Viertel Vermisstenanzeigen auf, wandte sich an die Medien: „Marco, bitte
komm wieder nach Hause!“ Bei der Kripo liefen Hinweise ein: Zeugen wollten
Marco in Salzburg, Linz, Wien oder Deutschland gesehen haben. Die Salzburger
Polizei war guter Dinge, den „Ausreißer“ bald wieder daheim abliefern zu
können.
Wasserleiche
Am 15. Juni wurde dann um 10.30 Uhr bei Arbeiten an
einer Innbrücke bei Schärding (OÖ) eine männliche Leiche im Fluss entdeckt.
Ein schrecklicher Verdacht entstand, der sich am Mittwoch bestätigte: Marcos
Leiche wurde identifiziert. Die Polizei geht davon aus, dass er sich im
Schock über seine Dummheit in die Salzach gestürzt hatte und bis
Oberösterreich abgetrieben worden war.
Unverständlich: Die Mutter erfuhr erst aus den Medie, dass ihr Sohn tot ist. Sie erlitt einen Zusammenbruch.