Tabuthema
Sex-Dienstleister für Behinderte
16.11.2007
Die Sexualassistenz soll in Steiermark als Dienstleistung möglich werden. Sexualassistenten sollen Behinderte im Erleben ihrer Sexualität unterstützen.
Behinderten Menschen bleibt das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben meist verwehrt. Diesem in der Gesellschaft noch tabuisierten Thema widmet sich seit über zehn Jahren das Grazer Unternehmen Alpha Nova. Im Projekt "Libida" hat man den Bedarf an Sexualassistenz für Behinderte - wie bereits in Deutschland und der Schweiz angeboten - und die Möglichkeiten einer rechtlichen Umsetzung in der Steiermark erhoben.
"Mehr Lust im Leben"
"Sexualität kommt immer wieder in
unserer Gesellschaft vor. Dem ist aber nicht so, wenn es sich dabei um
Behinderte dreht", meinte Geschäftsführer Thomas Wögerer Donnerstagabend
beim Symposium "Mehr Lust im Leben" in Graz. "Sexualassistenz für Frauen und
Männer mit Lernschwierigkeiten oder Behinderung ist eine gewünschte
Dienstleistung in der Steiermark", so Margit Schmiedbauer, verantwortlich
für das Projekt, das im September 2006 gestartet wurde und noch bis Dezember
2007 läuft. Das Projektteam hat mit betroffenen Personengruppen das
Berufsbild eines Sexualassistenten und einen Ausbildungslehrgang erstellt.
Auch Behinderte als Sexualbegleiter
Die Tabuisierung des Themas
solle fallen, hieß es. "Es haben sich schon Interessenten gemeldet, die
Sexualassistenz machen wollen. Einige Anfragen zum Thema sind auch aus
anderen Bundesländern gekommen", berichtete Schmiedbauers Kollegin Doris
Krottmayer. Zum Teil seien es Menschen, die aus dem Berufsfeld kommen wie
Behindertenpädagogen, aber auch Berufsfremde. Wünschenswerte Sexualbegleiter
wären auch behinderte Menschen selbst.
Fällt unter Prostitution
Ein Ausbildungskonzept kann das
Team zwar vorlegen - umgesetzt wird es vorerst aber noch nicht:
"Sexualassistenz fällt durch die sexuelle Handlung unter das steirisches
Prostitutionsgesetz. Das heißt, die Person müsste sich als Prostituierte
registrieren, auch wenn sie keinen Oral- oder Geschlechtsverkehr anbietet
und müsste sich somit u.a. wöchentlich einer kostenpflichtigen ärztlichen
Untersuchung unterziehen", erklärte Krottmayer. "Sexualbegleitung kann nur
offen und transparent funktionieren, deshalb braucht es gesetzliche
Rahmenbedingungen", meinte Schmiedbauer.
90.000 Euro Unterstützung
Seitens des Landes Steiermark, das
"Libida" mit insgesamt rund 90.000 Euro unterstützt hat, zeigte man sich
noch verhalten: Man sei überzeugt, dass behinderte Menschen ebenso Recht auf
ein selbstbestimmtes Leben hätten, meinte Landtagsabgeordneter Johannes
Schwarz, der Sozialreferent LHStv. Kurt Flecker (S) vertrat. Es müssten aber
erst Fragen wie die rechtliche und finanzielle Situation geklärt werden.
"Grundsätzlich ist natürlich die Bereitschaft da, was man finanziell
angestoßen hat, auch weiterzuführen", meinte Schwarz. In welcher Weise,
werde sich zeigen.